ÜBERWINTERN

im SÜDEN


Ziegenwiese (1)

 




 

Sie ist einmalig, wenn auch weiß Gott keine Landschafts-Idylle, die bekannte und beliebte Ziegenwiese bei Mazarrón.

Ca. 6 km von der N 332 liegt sie direkt am Meer, ein durch eine kleine Straße zweigeteilter Platz mit einem verlassenen Bauernhaus darauf, dessen Türen und Fenster man zugemauert hat, um unliebsame Bewohner abzuhalten.

Das Gelände ist teils geschotterter Parkplatz, teils mit niedrigem Pflanzenwuchs bedeckt. Und der Platz ist eben, das ist vorteilhaft.
Weiterer Vorteil: Es existiert eine Möglichkeit zum Entsorgen, ein noch funktionierendes Überbleibsel des erwähnten Bauernhauses.
Nachteil: Es gibt kein Wasser. Gut, das Trinkwasser kaufst du eh, denn das, was aus den Leitungen kommt, trinken wir sowieso nie - nehmen wir auch nicht als Kaffeewasser. Aber für die Toilette und zum Abwaschen, und da benötigt man relativ viel Wasser. Wir besorgen es uns bei einer nahe gelegenen Tankstelle, nachdem wir uns versichert haben, dass es sich um echtes Leitungswasser handelt und nicht um recyceltes von der Auto-Waschanlage. Gibt's alles!
Der Tankwart kriegt einen Euro, er freut sich, wir auch.

 



unser Stellplatz auf der Ziegenwiese

 

Unser Platz ist insofern unverbaubar, weil man sich hier nicht näher ans Wasser stellen darf. Die spanische Marine will das nicht.
Überall entlang der unbebauten Küste findest du ca. alle 200 m weiße Betonsäulen, ungefähr 1,50 m hoch, sehen aus wie kleine Zuckerhüte. Ihre Entfernung zum Wasser ist so etwa 30 bis 100 Meter, das ist unterschiedlich.
Fast jeden Tag fliegt ein Marinehubschrauber den Strand ab, es wird kontrolliert, ob da jemand zwischen Betonsäulen und dem Meer steht. Wenn ja, kommt innerhalb der nächsten Stunden ein Polizeiwagen, dessen Besatzung dich barsch auffordert, den Platz zu verlassen.
Meckerst du, wird kurzerhand der gesamte Platz geräumt. Ganz easy.

Warum? Die Ostküste Spaniens, besonders im südlichen Teil, ist beliebter Anleger für Leute, die aus Richtung Afrika per Boot nach Spanien einreisen möchten. Damit die Marine von allen Stellen aus agieren kann, muss das besagte Gelände jederzeit für sie zugänglich sein. Hin und wieder kann man Zeuge nächtlicher Einsätze werden, wenn irgendwelche illegalen Bootsinsassen eingesammelt werden - samt Schmugglerware.

 



man scheint hungrig zu sein


 

Natürlich treffen wir Tille und Uli, die ihrerseits kennen andere, die lernst du dann auch bald kennen, und es bildet sich im Handumdrehen eine Gruppe von 8 oder 10 Leutchen, die sich prächtig verstehen und gesellig beisammen sitzen und essen

Jeder hat was zu erzählen, hat andere Dinge erlebt als du, und es wird nie langweilig.
Und weil sich die Truppe in ein-zwei Wochen auflösen wird und sich jeder in eine andere Richtung weiter bewegt, geht man sich auch nicht auf den Nerv.

Irgendwann trifft man den einen oder anderen wieder und hat wieder was Neues zu erzählen.
Hier sitzen wir neben dem WOMO der beiden, eine etwas andere Crew; wie gesagt, die Kombinationen wechseln.

Jaques, der hier neben dem Stuhl steht, ist Mitte 70, fährt aber forsch wie ein 30-Jähriger. Er und seine Frau Paula sind Belgier und unglaublich nett. Jaques ist begeisterter Angler und sitzt stundenlang einsam und verlassen irgendwo an einem Gewässer.

Wenn er was gefangen hat, lädt er alle ein zum Fischessen. War der Fang zu klein für alle, taut er Selbstgefangenes aus der Tiefkühltruhe auf.

Und dann lassen er und Paula es sich nicht nehmen, auch noch selbst zu kochen.



beim Nachmittagsplausch


 

Am anderen Tag sorgt dann ein anderes Pärchen für das leibliche Wohl; so bist du alle 4 oder 5 Tage mit Kochen dran und hast mächtig Spaß, wenn es den anderen schmeckt.

Hier ist unsere vorübergehende "Stammbesatzung". Gisela und Dieter im Vordergrund kennst du bisher noch nicht. Dieter ist Hobbykoch und weiß, wie man auch viele hungrige Bäuche lecker satt bekommt, er hatte nämlich mal eine Gaststätte auf einem Camping.

Dabei staunen wir, wie preiswert man 8 oder 10 Personen bekochen kann.
Was beweist:
Eine Gruppe in Größe der Trapp-Familie ist relativ billiger zu ernähren als ein Single.



unsere 8-köpfige "Stammbesatzung auf Zeit"


 

Wir hungern wirklich nicht... Hier ein kleiner Auszug aus unserer Speisekarte:



ein paar Kostproben gefällig?

 

"Nach dem Essen nur nicht ruh'n - besser: tausend Schritte tun!"

Der Spazierweg
mit den Hündchen führt uns öfters in die benachbarte "Schlangenbucht". Woher die ganzen Stellplätze ihre Bezeichnungen haben weiß keiner so richtig, aber jeder kennt sie und war auch schon dort.

Zuerst gehen wir durch einen Mini-Urwald, alles satt grün, der Boden feucht...
 



der Weg zur Schlangenbucht führt durch ein schattiges Wäldchen



Doch kaum verlässt du den Wald, kommt dir die Gegend trostlos vor wie eine nordafrikanische Steppe.
Vieles ist braun und verdorrt.
Kein Wunder, liegt die Gegend um Mazarrón doch in einem der trockensten Gebiete Europas. Kann sein, dass es hier einige Jahre so gut wie überhaupt nicht regnet.

 



gleich hinter der Ziegenwiese...



Was den Touristen freut, macht den Leuten hier große Probleme.
Trotzdem, oder gerade deshalb, gibt es hier Gewächshäuser en masse, aber auch im Freiland wird fleißig angebaut: Bohnen, Blumenkohl und Artischocken zum Beispiel.  Obwohl: So ganz richtige Freilandkulturen sind das nicht, denn auch auf den Äckern wird alles unter Folientunneln gepäppelt.
Jahreszeiten wie bei uns gibt es nicht, sofort nach der Ernte wird wieder gepflügt und neu gepflanzt oder gesät. Auch jetzt wo wir hier sind, also Ende Dezember.

Alles wird künstlich bewässert, die Bauern sind Spezialisten im Verlegen von Bewässerungsschläuchen jeglichen Kalibers in beliebiger Länge. Woher die das Wasser kriegen ist mir nicht so klar, irgendwo steht eine Art Hydrant am Feld, von da wird gezapft und verteilt.
Nach 2 Tagen ist das 200x100 m große Feld direkt neben der Ziegenwiese perfekt bearbeitet, samt Bewässerungsschläuchen; die Folientunnels werden erst später gezogen, auch das geht mit affenartiger Routine.


Die benachbarte Schlangenbucht wäre ein Traum von Stellplatz, wurde aber leider für WOMOs gesperrt; eine ca. 2 m hohe Schranke verwehrt den Zutritt, ein Schild (Ulla auf dem Bild unten steht direkt davor) macht dich noch mal drauf aufmerksam. Steht die Schranke offen und du stellst dich mit deinem WOMO dort hin, kann es sein, dass dir die allgegenwärtige Polizei ein fettes Knöllchen verpasst.

Also bleibt die Schlangenbucht wohnmobilistisch unberührt, aber zu Fuß oder mit Roller/Pkw kannst du jederzeit dort hin und dich an den Sandstrand legen. Wir lassen die Hündchen hier ausgiebig baden.

 



die "Schlangenbucht"; fehlt nur noch eine Kamel-Karawane

 

Volle 4 Wochen stehen wir auf der Ziegenwiese, und auch hier: keine Sekunde Langeweile.
Unsere Rollertouren führen in alle 3 Richtungen, doch ist das Hinterland immer wieder mit Gewächshäusern bebaut und hat viel von seiner ursprünglichen und wahren Schönheit eingebüßt.

Hin und wieder kommt ein PKW zur Ziegenwiese, mit Hängerkupplung. Du schließt daraus: Das sind Leute, die mit ihrem Wohnwagen auf einem Camping in der Nähe stehen und halt mal gucken wollen, wie es sich so in "freier Wildbahn" lebt.
Und meist siehst du ihren Gesichtern an, dass sie mit uns nicht tauschen wollten.
Wir umgekehrt auch nicht :-) .

Es gibt ein paar Kilometer nördlich von Mazarrón einen oben auf dem Berg gelegenen Camping, wo man ausgezeichnete Stellplätze mit tollem Meerblick hat. Aber das haben wir ja hier auch.
 

Wir kaufen ein im benachbarten Playa Mazarrón, dort gibt es den allgegenwärtigen LIDL, den ein deutscher Urlauber auch in Spanien nun gar nicht missen möchte, und dessen Sortiment und Aufteilung dem in Deutschland täuschend ähnlich ist. Sogar die Beschriftung auf den Packungen ist manchmal deutsch.

Und dann ist da noch der MERCADONA, seiner Herkunft nach echt spanisch; aber in Urlaubsecken wie hier hat sich die Marktleitung völlig den Bedürfnissen und Gewohnheiten der zahlenden Klientel angepasst. Der Spagat reicht von deutschen über niederländische bis zu englischen Gaumenfreuden. Die Handvoll Franzosen, die sich hierher verirren, ist sehr gering, aber auch für ihren französischen Geschmack findet sich was.

Wir freuen uns immer, wenn wir was typisch Spanisches erwischen, deutsch essen können wir auch daheim. Fisch steht bei uns ganz oben auf der Liste.
Ach, wir kennen uns noch nicht? Die kleine Cocker Spanieldame heißt Sarah und gehört Gisela und Dieter. Sie erlebt ihren ersten Lebensjahrfrühling in Spanien.

 

 

===> Ziegenwiese (2)