Etwas über die Technik des "BABY"

(und über Preise)


Der Hersteller des "BABY" heißt GULF STREAM, das Modell SUN SPORT.

Es hat ein Fahrgestell von GM mit der Bezeichnung P30. Das scheint in den USA so ein "Allerwelts-Lastesel" zu sein, auf den man alles montiert, was transportiert werden muss, so unter anderem auch Klinomobil-Kabinen oder Möbelwagen-Aufbauten..


Länge: 8,40 m, Breite: 2,45 m, Höhe: 3,32 m
Fahrgestell: Chevrolet P30 von GM
Leergewicht: 5240 kg
zulässiges Gesamtgewicht: 6450 kg
Zuladung: 1210 kg
Standgeräusch: 87 dB (A); Fahrgeräusch: 78 dB (A)
Motor: 8-Zylinder Saugdiesel; Hubraum 6,2 l
Leistung: 112 KW (155 PS); Höchstgeschwindigkeit: ca. 85 mph (ca. 137 km/h)
4(x2)-Gang Automatikgetriebe mit Tempomat
Ölmenge im Motor: 6,5 l
Tankinhalt: 250 l Diesel; Gastank 100 l
Öldruck-Bremsen (keine Druckluftbremsen)
2 Starterbatterien à 65 Ah; 2 Versorgungsbatterien à 100 Ah (Solarbatterien) - inzwischen ausgetauscht durch 2 x 100 Ah Bleibatterien

km-Stand (Okt. 02): 66.354 mls = ca. 106.000 km

Ölwechsel soll alle 7.500 km gemacht werden; allerdings richten sich die Intervalle, wie immer, nach Beanspruchung und Umgebungstemperatur; vermehrtes Fahren in heißem, staubigem Gelände verlangt halt früher nach Öl- und Filterwechsel als langes gemütliches Fahren auf der Autobahn.
 
Die Vorderreifen halten - je nach Fahrweise - ca. 40.000 bis 50.000 km, hinten aufgrund der geringeren Belastung der Zwillingsreifen auch viel länger (dafür wird's dann beim Reifen-Neukauf doppelt so teuer..). Wichtig ist, dass die Spur korrekt eingestellt ist, sonst passiert, was mir widerfahren ist: Auf der Fahrt von der Bretagne nach Hause war das Profil beider Vorderreifen bis auf den Draht wegradiert. Irgendwo hatte ich mir beim Rangieren die Spurstange verbogen. Reifen-Neupreis: ca. 300 €/Stück. Michelin. Andere, wie Hancook sind preiswerter.

Die derzeitigen Vorderreifen sind nicht mit den üblichen Bleigewichten ausgewuchtet, sondern mit "Easy Balance", einer Art grobkörnigem Pulver. Das wird nach Montage in den etwas abgehobenen Reifen gegeben, dann wird er aufgepumpt, und fertig ist die Wuchterei. Jedes Mal bei Fahrtantritt wird der Reifen sozusagen neu ausgewuchtet (ich nenn das für mich "dynamisches Auswuchten"). Vorteil: Wenn du mal irgendwo Gummi bei einer Vollbremsung oder in den vielen Kreiseln gelassen hast, wuchtet sich der Reifen allein wieder aus. Das Zeug ist nach Reifenwechsel sogar wieder verwendbar!
Keiner der Reifenhändler, die ich bislang danach gefragt habe, kennt diese Form des Auswuchtens und hält auch vorsichtshalber nix davon, wenn ich danach frage. "Wenn sich das durchgesetzt hätte, würde ich das kennen", heißt es dann.
Trotzdem: Ich finde diese Art des Auswuchtens einfach genial!

Nachdem ich mehrfach neue Reifen gekauft habe, ist beim Auswuchten nie wieder die Rede von "Easy Balance" gewesen. Also hat sich's doch nicht bewährt. Schade.


 

Bevor ich etwas zur "Serienausstattung" sage, eine Bemerkung zur "(Auf-) Preispolitik":

Der Grundpreis für unser WOMO mit 8-Zylinder-Dieselmotor lag bei 125.000,- DM. Unser Händler lockte mit diesem Angebot, indem er alles, was ein WOMO erst zu dem macht, was es ist, vorher herausrechnete und dann als "Zusatz-Ausstattungsliste" dazulegte. "Sie kriegen alles - das ist kein Problem!" war sein Wortlaut. Und recht hatte er:

Als wir unser BABY schließlich bezahlen, ist es um gut 30.000,- DM teurer, hat dann aber in der Tat eine ziemlich komplette Ausstattung. Wenn ich dir sage, dass unter den ca. 35 Zusatzwünschen nur 4 waren, die weniger als 100,- DM gekostet haben (wie z.B. der Handlauf der Treppe), aber 11, die teurer als 1000,- DM waren, kannst du dir vorstellen, wie man bei dem genannten Preis landet.

Den Vogel hat der Jockel mit 7.900,- DM abgeschossen, ein Benzin-Generator von Honda mit 4 KW Leistung. Der wurde allerdings nicht an der richtigen Stelle (d.h. nicht spritzwassergeschützt) eingebaut und gab nach ca. 3 Jahren bzw. exakt 33 Betriebsstunden seinen Geist auf. Kulanz gab's bei Honda nicht, und mein Händler, von dem ich von Anfang an alles andere als begeistert war, hat inzwischen Pleite gemacht; jetzt ist dort ein Nachfolger, ist aber auch nur "alter Wein in neuen Schläuchen", reklamieren zwecklos, alles andere auch...

 


 



Blick von vorn auf das Dach

Was das Leben beim Fahren ungemein erleichtert ist die erwähnte Automatik mit Tempomat. Damit lässt sich der 6,5-Tonner locker mit einem Finger lenken, denn die Servolenkung ist leichtgängig und, gemessen am Gewicht des WOMO, recht direkt; aber nur "recht" direkt, denn das Lenkungsspiel ist bei einem Ami viel größer als bei einem hiesigen Fahrzeug.
 

Klar hat unser BABY eine anständige Markise (5,50 x 2,50 m), die nicht gleich beim ersten kräftigeren Wind wegfliegt.

Die Spiegel sind elektrisch verstellbar und beheizt.

Die Rückfahrkamera macht das Rangieren zur leichten Übung; außerdem siehst du beim Fahren immer, was sich hinter dir in deinem toten Winkel abspielt.

Die Dachklimaanlage läuft (besser: lief) auf 230 V, somit war der Jockel ohnehin ein "Muss", denn wenn man z.B. in Spanien oder in Südfrankreich im Sommer auf dem Parkplatz eines Supermarktes steht, wird es drinnen sehr schnell sehr heiß. Dann stellst du den Jockel an und dann die Klimaanlage, und schon sehr bald stellen sich angenehm gemäßigte Temperaturen ein.

Trotzdem haben wir die Dachklimaanlage vor einiger Zeit abnehmen und statt dessen ein Dachfenster installieren lassen. Seit ich nicht mehr arbeite, fahren wir in den Sommerferien nicht mehr in den Süden. Die Hitze ist uns und vor allem für unsere Hunde einfach zu affig. Also bleiben wir im Sommer entweder zu Hause oder wir reisen in höher liegende Gefilde (davon liest du später). Und außerdem war der Jockel ja sowieso hin...


 


 

Ah, die Lenkung:
Ich bin kürzlich mal einen 40-t-Auflieger gefahren, dessen Lenkung war fast genau so direkt wie die an einem PKW.

Bin ich mit dem BABY beim TÜV höre ich Jedes Mal die Bemerkung: "Na ja, das Spiel ist zwar groß, ist ja ein Amerikaner, da ist das nicht wegzukriegen. Kennen wir inzwischen." Gottseidank, kann ich da nur sagen. Plakette drauf - bis zum nächsten Jahr...

Das Lenkspiel ist bei dem P30-Fahrgestell einfach zu groß!

Natürlich ist das das BABY kein PKW, darum fährt man mit so einem Fahrzeug auch entsprechend gelassen und vermeidet aus nahe liegenden Gründen zu abrupte Lenk- oder Bremsmanöver.

Aber auch andere Sachen machen das Camperdasein bequem und unabhängig, wie ein Blick aufs Dach unserer rollenden Wohnung zeigt:

Ganz vorn der elektronisch verstellbare Suchscheinwerfer, dahinter links und rechts die Zweiton-Druckluft-Fanfaren, dazwischen rechts die Sat-Schüssel und genau in der Mitte die beiden 65W-Solarmodule.
 
Statt der Klimaanlage hat das BABY jetzt ein weiteres Dachfenster (zwischen den beiden Solarmodulen).
Es folgen 3 nebeneinander liegende Dachfenster (Dusche, Mittelgang und Toilette).

Ganz hinten haben wir uns im Januar 2002 eine geräumige  Dachbox montieren lassen. Sie nimmt Campingmöbel, Decken, Gummischuhe und unseren tollen ISABELLA Windschutz samt Zubehör auf.
Dank Heckleiter bequem erreichbar.

Nachwort zur Dachbox:
Sie wurde bei Vialle in Holland auf zwei Aluprofilen montiert, die ihrerseits mit durchgehenden Schrauben auf dem Dach fixiert sind. Durch den ständigen Druck ist die Gummihaut entlang der aufgepressten Schienen aufgesprungen: Wassereinbruch ist die Folge gewesen.
Was habe ich da schon abgedichtet!! Einzige Dauerlösung: eine neue Dachhaut. Kosten für das Ganze: Ca. 3000,- Euro.
 



 
Zu den Preisen will ich einem potentiellen AMI-Aspiranten noch folgendes sagen:

Wenn du mit deinem AMI zu deinem Händler fährst, um dort vielleicht eine Kleinigkeit wie Ölwechsel machen oder den Keilriemen wechseln zu lassen, wirst du dich über die Preise für Öl oder die Ersatzteile mächtig wundern. Die Burschen verlangen dafür ein Geld, dass dir die Augen tränen.

Ich habe bei meinem schon erwähnten WOMO-Verkäufer für einen Lima-Keilriemen sage und schreibe DM 92,- bezahlt; als ich meckere heißt es nur: "Wollen Sie ihn oder nicht?" Was heißt angesichts eines ausgeleierten Keilriemens schon "wollen"?
Krass auch der Preis für einen Ölfilter: DM 60,-! Klar, dass ich in der ersten Zeit tüchtig "Lehrgeld" bezahle, weil ich brav bei meinem Händler alles machen lasse.

Dann treten wir einem Club mit lauter AMI-Fahrern bei ("Ami let's go!"), und dort erhalten wir die besten Tipps, wo man preiswerter an Ersatzteile kommt und bei wem man Reparaturen, Ölwechsel, Abschmieren, AU, BSU (=Bremsen-

Sonderuntersuchung, die ist aber inzwischen abgeschafft, dafür muss ich jedes Jahr mit dem BABY zum TÜV) usw. zu bezahlbaren Preisen machen lassen kann. Seither kaufe ich kleinere Ersatzteile bei GM Opel in Köln; dort bezahlte ich (vor Einführung des €) für einen Keilriemen ca. DM 24,-  und für einen Ölfilter DM 13,-. Wenn  das kein Unterschied ist! Leider hat GM in Köln inzwischen die Arbeiten an WOMOs eingestellt. Das ist äußerst bedauerlich!
Unser AMI-Club ging den Weg vieler Clubs oder Vereine: Die üblichen Querelen führten nach und nach zur Auflösung.

Welcher Werkstatt man letzten Endes sein Vertrauen schenkt, hängt außer vom Preis nicht zuletzt von ihrer Zuverlässigkeit ab. Ich danke an dieser Stelle dem Hans-Peter Pütz aus Zeltingen-Rachtig, der mir eine Rollerbühne, das Radio, mehrmals Keilriemen, eine neue Lichtmaschine, eine Lichthupe, Rückfahrkamera samt Monitor und die Solaranlage montiert und oft Ölwechsel gemacht hat. Und das alles in guter Arbeit, zu fairen Preisen und manchmal zu "unzivilen" Zeiten.

Leider kann ich den guten Peter nach dem Verkauf seiner Halle nicht mehr auffinden - sag, bist du auf Bora-Bora??


Später habe ich auf eine Empfehlung eines befreundeten AMI-Fahrers hin, eine sehr zuverlässige und ausgesprochen kompetente Werkstatt in Holland gefunden, dort machen sie alles, was reparatur- oder ergänzungsbedürftig an deinem AMI ist: CTE VIALLE in Eersel bei Eindhoven. Tel.: 0031-(0)497514986

Mit Werkstattpreisen, die man (noch) bezahlen kann. Ehepaar Vialle ist inzwischen im wohlverdienten (Un-)Ruhestand, Nachfolger sind die Brüder Martijn und Niels van Kampen; die mussten sich anfangs noch in die Materie einarbeiten, aber nach gut 2 Jahren (jetzt ist Oktober 2010) sollte das fluppen. Ich habe mir dort 2009 zwei neue Auspuffrohre zimmern lassern; war reichlich teuer, weil sie nicht mehr nach hinten, sondern seitlich vor den Hinterreifen links herausgeführt wurden. Viel zeitraubende Schweißarbeit, daher viel Geld. Aber bei Karosseriearbeiten an einem AMI sind die Jungs top.
Ist was am Aufbau oder sind Innenarbeiten zu machen, braucht man eigentlich jemand anderen...

Da kam mir der Zufall wie gerufen:

Ich habe bei uns in der Nähe den Mann wiedergefunden, der seinerzeit unser BABY aus dem amerikanischen Ur- in den deutschen Istzustand versetzt, ihn also für die deutsche StVZO umgebaut hatte: Joachim Wienchol, er hat sich inzwischen selbstständig gemacht; derzeit steht unser BABY bei ihm in der Werkstatt, weil einige Sachen gemacht werden müssen. Und wer sollte das besser können als J.W.?! Beim Umbau damals hatte er das gesamte Innenleben des BABY rausgebaut, Heizung, Truma-Boiler, Wasser, Gas, Strom, Jockel, Fernsehanlage usw. (s. oben) installiert und alles wieder pikobello zusammengefügt.

Wenn alles fertig ist, werde ich an dieser Stelle Genaueres berichten und gegebenenfalls ein paar Fotos reinsetzen, damit du im Bilde bist.

So, alles ist fertig! Und alles haben wir auf der Fahrt 2010 erprobt. Die Toilette ist abgedichtet, die Umleimer in der Küche sitzen fest, die Haube über dem Toilettenfenster hält, nur: die beiden Keilriemen der Hydraulikpumpe waren nicht richtig montiert worden, einer hatte sich verwurschtelt und hätte ums Haar den anderen mit zum 'Entgleisen' gebracht; und: der Boiler ist leider immer noch nicht dicht, das wird J.W. als TRUMA-Spezialist nachbessern.

 

 

 

 ===> die Crew