Entlang dem 33. Breitengrad

Spezialisten in El Rompido

 

 

 

Bei der Ankunft auf dem Platz in El Rompido ist alles wie es vor einem guten halben Jahr war. Nur der Boden ist aufgeweicht von dem vielen Regen, den es Tage zuvor gegeben hat.

Wir stellen uns etwas weiter nach hinten, damit wir mit den Hündchen trockenen Fußes zur Asphaltstraße kommen; die ist bereits trocken und sauber.

Zuerst stehen wir ganz allein hier, später kommt ein einsamer Spanier und fährt durch bis ganz nach vorn. Immerhin - man steht nicht so ganz verloren, und dem iberischen Kollegen scheint es auch zu gefallen, dass da noch einer ist.


Obwohl noch am gleichen Tag die Sonne rauskommt, wird es mindestens eine Woche dauern, bis der Platz trocken und gut begehbar sein wird.

Wir bauen unsere Lafuma-Liegen auf und das neu gekaufte 60-W-Paneel steht auch bald so, dass es die maximale Sonneneinstrahlung hat. Das Amperemeter zeigt, dass mit fast 10 Ah geladen wird. Mit dem Strom wird es abends kein Problem geben, zumal die Batterien noch von der Fahrt voll sind.

Als ich das Paneel nach ein paar Stunden nachjustiere, entdecke ich am unteren Rand auf dem Boden was Grünes, Längliches.


 




 

Es ist eine Gottesanbeterin. Nun muss ja nicht jeder so ein Tierchen putzig finden. Aber ich find es sehr interessant und hebe es vorsichtig auf.
Das sind die Insekten, bei denen die Weibchen nach der Paarung (manchmal sogar noch während, das muss man sich mal vorstellen...) ihren Geschlechtspartner auffressen. Daher kommt wohl der Ausdruck "jemanden zum Fressen gern haben..."

Von Angst oder Unsicherheit ist bei dem Tierchen keine Spur, es ist eher neugierig und findet den Aussichtsplatz auf meiner Hand absolut ok. Der Kopf mit den großen Augen dreht sich hin und her und folgt allen Bewegungen, die sie in Reichweite ihrer Fangarme sieht.


 


Als eine Fliege in ihrer Nähe landet und anfängt, hin und her zu laufen, dreht sie sich in Zeitlupentempo herum und rückt näher. Dann - Schnapp!! - daneben.

Mich fängt das an zu interessieren.
Ich bitte Ulla, mir ein paar Krümel Zucker zu geben, die lege ich auf mein inneres Handgelenk und verrühre sie mit ein par Tropfen Wasser. Fliegen mögen sowas.

Da ich nichts weiter vorhabe, beobachte ich, was in der nächsten halben Stunde passiert. In der rechten Hand habe ich den Fotoapparat, die Dame tut mir den Gefallen und posiert wie ein kleiner Filmstar.



ich seh DICH!


 



sie hat die Fliegen längst gesehen und pirscht sich näher


 



die Fliegen sind zu verfressen um was zu merken;
die grüne Lady peilt ihre Beute genau von vorne an...

 

 



...dann geht alles blitzschnell, es gibt kein Entrinnen;
die Beute ist zwischen den mit Borsten versehenen Fangarmen eingeklemmt



mjam-mjam...nach wenigen Sekunden ist die Fliege verspeist,
nur die Flügel mag die Gottesanbeterin nicht, die lässt sie fallen


 

Ich sitze fast eineinhalb Stunden mit der gefräßigen Lady auf dem Arm da und beobachte, wie sie in dieser Zeit über 10 Fliegen verputzt. Dabei macht sie einen ausgesprochen kreklen Eindruck und will hinterher überhaupt nicht weg.

 


Da sie aber in die Freiheit gehört, bringe ich sie zurück ins Grüne.

Für mich war das ein beeindruckendes Erlebnis, für die Fliegen ein bedrückendes. Für die Gottesanbeterin schien das ein ganz normaler Arbeitstag zu sein.


 

Da ich gerade bei Tieren bin:

Wir stehen jetzt ein paar Tage hier, als 3 WOMOs ankommen, alle 3 Jungs sind Einzelfahrer und kennen sich. Wir kommen, wie das so ist, zwanglos ins Gespräch, als hinter einem der WOMOs zwei Hühner durchs Gebüsch staken und dabei sichtlich vergnügt vor sich hin picken.
Ich muss wohl sehr verwundert dreinschauen, da sagt der Eine: "Jou, das sind meine...eigentlich sind es drei, die Andrea ist wohl noch unterwegs..."
"Ja, ja!" meine grinsende Antwort, "...und Frühstückseier legen die wahrscheinlich auch!"
"Sicher! Jeden Tag habe ich von denen frische Eier. Ich verkaufe auch welche, wenn du welche willst..."

 


Weil ich das Ganze immer noch für einen Witz halte antworte ich: "Ja, dann gib mir mal die der letzten 3 Tage!"
Er dreht sich um und kommt nach einer halben Minute mit 6 Eiern zurück:

"Öko-Eier! Leckerer und frischer kriegst du die nirgends. Die suchen sich ihr Futter tagsüber selbst, von mir kriegen sie nur ab und zu was nach, wenn sie noch Hunger haben, bevor sie schlafen gehen."

Dann rät er uns, die Eier besser noch zwei-drei Tage liegen zu lassen, weil sie dann erst ihr richtiges Aroma entwickeln.
Er kriegt sein Geld, und ich nehm's vorweg: Die Eier waren einsame Spitze!!!
 



die Reisebegleiter eines WOMO-Fahrers


 



kein Hunde-, sondern ein Hühnerkäfig an Bord


 

Das dritte Huhn ist schwarz und heißt Andrea. Er spricht mit seinen Hühnern wie mit Kindern, und sie kommen zutraulich zu ihm und lassen sich von ihm kraulen.

Es ist später Nachmittag und er sagt voraus, wann sein Federvieh schlafen gehen wird: Sobald es dämmert, werden sie innerhalb von 1-2 Minuten in der Koje verschwinden.

Und so ist es auch. Die Sonne ist gerade verschwunden, da ziehen sie immer engere Kreise um sein WOMO.
Dieses hat er auf der Rückseite hühnerfreundlich ausgestattet. Weder fehlt die Hühnerleiter noch ein Käfig in der hinteren Klappe seines etwas betagten Hymer.



Andrea geht schlafen


 

Nach einem Betthupferl marschiert Andrea die Leiter hinauf...



der Einstieg ist aber auch wirklich komfortabel

 

...und begibt sich zur Ruhe. Die beiden anderen folgen nach einigen Minuten.
Dann wird die Klappe geschlossen und es herrscht Ruhe im Karton.

 

Also was hatten wir eigentlich in der Vergangenheit so an Beifahrern von WOMO-Kollegen:

- Hunde, zwischen 1 und 6 pro Wagen (die 6, das waren wir mal)
- Katzen, die waren immer nur solo an Bord
- ein Mini-Hängebauchschwein, wir haben das erst nicht geglaubt
- ein Papagei, der hatte fast so viel zu sagen wie sein Herrchen
- Kanarienvögel, Wellensittiche, oft auch bei französischen Kolleg/Innen
- Schlangen, die hatte ein Reptiliennarr an der port. Westküste an Bord
- ein Goldhamster im Käfig, einschl. Laufrad
- 2 Landschildkröten bei einer jungen Familie mit Kindern


Und wer oder was sonst noch an null-, zwei- oder vierbeinigen Mitreisenden an Bord der vielen WOMOs mitreist -

 


 man wagt ja nicht, länger drüber nachzudenken...


 



Nacht zusammen!

 

 

 

 

===> Einfach nette Leute