Im
Herbst 2005
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In
la Croix-Valmer musst du dich entscheiden: Rechts geht's durch den Ort auf der schmalen und sehr gewundenen D 93 nach Osten, links auf der breiten D 559 nach Norden. Du wunderst dich nicht, dass wir rechts abgefahren sind - Schlimmer als die Marseille-Durchquerung wird das sicher nicht! Vorbei an Ramatuelle geht es noch ca. 10 km auf der schön zu befahrenden D 93, und auf einmal bist du am Ortsrand von St. Tropez. Jetzt hast du ein Problem: Parken! Wir biegen rechts ab bis in den Ort, machen dann aber sofort kehrt, weil's nicht weiter geht und bleiben auf der D 98A Richtung Westen. Unerwartet hast du einen herrlichen Blick auf den östlichen Teil der Bucht, an der St. Tropez liegt. Wirklich sehr schön! Aber unser derzeitiges Problem ist damit noch nicht gelöst: Wir suchen einen Stellplatz fürs BABY! |
Toller Blick von oben; St. Tropez liegt rechts außerhalb des Bildes |
Ha
- da wartet schon unser nächstes Abenteuer, wir wissen es bloß noch nicht: Ulla hat inzwischen im Stellplatzatlas von Frankreich einen Stellplatz am Cap Camarat ausgeguckt - da sind wir, ohne es zu wissen, vorher schon halbwegs vorbei gekommen. Also 10 km zurück, er soll am Leuchtturm liegen. Wo würdest du am ehesten einen Leuchtturm suchen? Ja, wir auch: Entweder auf einer vorgelagerten Insel oder möglichst weit oben gelegen, damit man ihn auch aus der Ferne sieht. Die erste Alternative ist keine echte, also fahren wir zum hoch gelegenen Leuchtturm. Irgendwie komisch ist es schon, dass die Straße man gerade so breit ist wie unser BABY...? Wie soll man da aneinander vorbeikommen, wenn man einem Artgenossen begegnet? Die Handvoll PKW sind kein Problem: Alles nette Franzosen, die uns freundlich vorbei lassen. |
Das Sträßchen wird immer steiler und gewundener, der Asphalt ist übersät mit Löchern, so dass mir bange wird, unser Wein verwandelt sich in Essig . Endlich, wir sehen einen Parkplatz! Nur PKW?? Wo ist der Stellplatz? Die Franzosen, die wir fragen, schütteln den Kopf: "Non m'ssieurdame - dasse ier ist där Parkeplatz vonne där phare, ääh: Loischtturm". Also: Kehrt und zurück. Wieder dieses jämmerliche Sträßchen, aber die meisten fahren, weil es später Nachmittag ist, in unserer Richtung, die zwei-drei entgegenkommenden PKW machen wieder freundlich Platz. Halt: Da kommt ja doch einer, der nun gar nicht einsieht, dass er mit seinem Audi ein paar Meter zurück setzen müsste. Schließlich macht er doch zäh Platz. Kopfschüttelnd lässt er uns passieren, heftig kopfschüttelnd. Ah ja - ein Landsmann... |
Da
es so viele Straßen an einem Cap denn doch nicht gibt, finden wir auch bald den gelobten Stellplatz fast am Strand. Nur, den kennen andere auch: Ge-ram-melt voll! Das ist ja genau was ich mag. Ich maule leise vor mich hin, weil ich es überhaupt nicht ab kann, wenn ich schon beim Öffnen der Tür Angst haben muss, gegen die Seitenwand des Nachbarn zu stoßen. Obwohl die Aufenthaltsdauer auf maximal 2 x 24 Stunden beschränkt ist, verbringen einige hier offensichtlich ihren Lebensabend, so wie sie sich eingenistet haben. Schließlich stellen wir uns verkehrswidrig irgendwo hin, der Stellplatzwächter hat schon Feierabend. |
Neugierig nehmen wir die Hunde an die Leine und traben hinter der ungeduldig ziehenden und zerrenden Meute her Richtung Strand. Carissima ist das "Wasser-Trüffelschwein", sie wittert Wasser ja noch aus einem Kilometer Entfernung. Heiliger Bimbam! Der Strand ist voll mit Algen, die kleinen Sandinseln dazwischen sind besiedelt von gebräunten Pärchen und Singles; ansonsten jede Menge Mücken, denn die vergangenen Wochen waren sehr verregnet. Unseren Hündchen macht das nichts, Carissima und Lillibeth sind trotz Leine schon im Wasser. Zum Fotografieren komme ich nicht, aber mir fehlt auch die Motivation dafür. |
Wir lernen den Stellplatzobersten am nächsten Morgen kennen, er kassiert 5,50 Euro und ist sehr nett; er dirigiert uns um, irgendwo ist ein Platz frei geworden. Alles scheint sich zum Besten zu entwickeln, unsere Hündchen können im BABY bleiben; wir nehmen nach dem obligatorischen Spaziergang am Strand die TPH runter und rollern nach St. Tropez. Ca. 15 Minuten später sind wir dort, Parkplatz ist jetzt ja kein Problem; wir gehen erst mal ans Wasser. Die Filmkulisse ist perfekt, Ulla bewundert das vorbeifahrende Kreuzfahrtschiff. |
Ein
Kreuzfahrtschiff im "Golf" von St. Tropez |
da steh
ich nun... |
Der
Hafen von St. Tropez ist eher klein und eher eng, wie auch der Ort selbst.
Hab ich mir völlig anders vorgestellt, muss ich gestehen. Weder tolle Sandstrände noch protzige Hotels oder Cafes. Um es positiv auszudrücken: St. Tropez hat sich den Charme der 60er Jahre bewahrt.
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schmale,
manchmal sogar steile Gassen |
Alles
ist picobello sauber. Es hat zwar auch sündhaft teure Geschäfte, aber wohin du auch gehst: St. Tropez hat für mich einen eher kleinstädtischen Charakter. |
Am
Hafen steht dieses alte und reich verzierte Karussell; es scheint eine
Einheit mit dem dahinter liegenden Naturstein-Rundbau zu bilden. Der Bummel am Hafenbecken ist unabdingbar, man will doch mal irgend so einen Menschen der Gattung "REICH & SCHÖN" sehen - oder wenigstens einen Hauch davon. Na ja, sie sehen aus wie du und ich, vor allem, wenn sie eine Badehose tragen. Meist sieht man die adrett gekleideten Angestellten, die eifrig imaginären Schmutz beseitigen und mit ganz vorsichtigen Bewegungen und weichem Gerät die Außenhaut der Luxusyachten reinigen; wer auch nur den kleinsten Kratzer macht, setzt seinen Job aufs Spiel...könnte ich mir denken. Jedenfalls sind manche der Yachten eine echte Wucht und wirklich beeindruckend luxuriös. |
auch als Erwachsener darfst du hier
drauf |
auf manchen Yachten siehst du mindestens 6 Bedienstete |
wie sich
die Dinge gleichen: manche WOMOs haben ein Auto hinten drin.. |
Mein
Fazit unseres St.-Tropez-Besuchs: Wir haben es gesehen, es ist hübsch, aber nicht umwerfend. Wir rattern zurück zum BABY, machen eine große Runde mit unseren Hündchen, und beschließen, ein weiteres Mal zu übernachten, weil es mittlerweile 16 Uhr ist. |
Es gibt in der Nähe von St. Tropez einen Camping, der Camping Cheques akzeptiert. Er heißt "Lei Suves", was wohl "Die Korkeichen" heißt - man muss bedenken, dass man sich in der Provence befindet; der Camping liegt mitten in einem Wald hundertjähriger Korkeichen. Da wollen wir morgen hin... |