Im Herbst 2005
ein Abstecher zur Côte d'Azur

Stiere in St. Rémy!

 

 

Am nächsten Morgen fahren wir runter nach St. Rémy, auf den Stellplatz an den Tennisplätzen. Ich hab ihn ja schon mehrfach erwähnt. Er liegt einigermaßen zentral und trotzdem so ruhig, dass wir die Hunde mal im BABY lassen können, wenn wir mal was ohne sie unternehmen wollen.
Unser gewohnter Weg über den inneren Ring ist gesperrt, wir werden über ein eher für PKWs gedachtes Sträßchen umgeleitet, die netten Gendarmen kennen kein Pardon und ihnen ist es wurscht, wie wir die engen Kurven kriegen.
Ich fahre solche Strecken mittlerweile liebend gern, vor allem, wenn das mit dem Segen der Polizei geschieht :-).
 
Der innere Ring ist also tabu, die Zu- und Abfahrten sind mit stabilen Zäunen gesichert. Wir mischen uns unter die Zuschauer und fragen eine ältere Dame, was hier los ist.

Hätten wir besser gelassen: Sie überschüttet uns mit einem nicht enden wollenden Vortrag, dem wir nur bruchstückhaft entnehmen, dass hier bald Stiere ("taureaux") auftauchen würden - erst zwei, dann drei, dann fünf...
Die Dame ist wirklich sehr bemüht, uns alles genau zu erklären, wir nicken höflich, sagen zwischendurch ungläubig "vraiment?" und "Oh la-laaa!!" - bloß: Verstehen tun wir so gut wie nichts, da ihr französisch einen ungewohnt starken provencalischen Einschlag hat.

Ist aber egal, man wird ja sehen, was passiert.

überall warten Leute

Nach längerer Wartezeit: das Blasorchester auf einem LKW...

...gefolgt von einer Gruppe Rinderhirten (gardians) in vollem Galopp...



J
etzt geht's los:

4 oder 5 schwarze Stiere, wie man sie in der Camargue ja frei sehen kann, rasen vorbei, begleitet von gardians.

 


 


 

...und dann preschen sie heran


Kein Mensch verbietet dir übrigens, dich während dieser als "abrivado" bezeichneten Veranstaltung durch den Zaun zu quetschen, auf die Straße zu begeben und die Stiere mit fuchtelnden Armen auf dich aufmerksam zu machen.

Einige machen das auch, aber ihr Respekt vor einer galoppierenden Tonne Rindfleisch ist groß - zu Recht.

Wenig später kommen die Stiere zurück - oder es sind andere, sie tragen ja keine Nummern...
Und sie sind angriffslustig, denn wenn sich jemand zu weit  und auffällig auf die Straße wagt, schlagen sie einen Haken - und dann gibt der 'mutige' Provokateur ordentlich Fersengeld!

Zu deiner und unserer Beruhigung:

Das sind keine Stierkämpfe, die es in blutiger Form in Spanien und (Süd)Frankreich ja leider noch gibt. Es ist eine Art  Sportveranstaltung, nach der die Stiere wieder auf Lastwagen verfrachtet und in die Freiheit transportiert werden.

Trotzdem finden wir auch solch eine "Sportart" weder witzig noch sonderlich aufregend, sondern für die Stiere unnötig stessig und im Grunde für verzichtbar.

 

Nach einer knappen Stunde ist der Spuk vorbei -
die gardians reiten in Formation eine abschließende Ehrenrunde...
 

... und wir schlendern in den Ort, denn die Gitter sind nach wenigen Minuten abgebaut und St. Rémy gehört wieder den Bürgern und Besuchern.
Im Handumdrehen sind die Korbstühle, die zuvor zu Burgwällen aufgetürmt worden waren, wieder an ihren Tischen, die ersten hungrigen Gäste warten bereits, um ihre Bestellung aufzugeben.

Es dauert nicht mal 10 Minuten, und nichts erinnert mehr an das Stieretreiben, denn der Ring ist, wie immer um diese Zeit, wieder mit Autos verstopft.

 

 

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Für 2006 haben wir zwar schon unsere Reisepläne, aber die jetzt zu verraten wäre wirklich verfrüht, zumal du ja weißt, dass sich das Reiseziel bei uns ganz spontan ändern kann...