LANGZEITURLAUB 2007
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Da
magst du staunen: Gerade noch an der Moselle bei Nancy, und
jetzt in Nordfrankreich, dort, wo es nördlicher kaum geht. Trotz Raketenzeitalter liegen dazwischen ca. 8 Tage, von denen wir einige in der Nähe von zu Hause verbracht haben (aber nicht ganz, weil wir darauf noch keinen Schnüff haben) . Außerdem passt uns das deswegen ins Konzept, weil wir seit ca. 7 Wochen mit einem abgebrochenen und von mir notdürftig fixierten, ca. 2 m langen Auspuffteil durch die Gegend fahren. Das letzte Stück - Gott sei Dank noch hinter dem Schalldämpfer - war schon bei der Ankunft in St. Rémy de Provence auf einem Straßenstück abgebrochen, das nur aus Schlaglöchern bestand. Das war wohl genau die Frequenz, die es brauchte, damit sich das Auspuffstück endgültig verabschiedet. Als wir dann auf dem inneren Ring von St. Rémy fuhren, hörte ich ein schleifendes Geräusch, das mir nicht geheuer war; rechts ran und dem BABY unter'n Rock geschaut: das Endrohr wurde, weil es nur vorn abgebrochen war, über den Asphalt geschoben. Nicht auszudenken, wenn es sich an einem Kanaldeckel oder sowas eingehakt hätte; unter Umständen wäre es wie ein Speer quer durch den Roller gestoßen. Mit viel Isolierband und einem Stück Zurrgurt hatte ich es hoch gebunden und sehr sorgfältig gesichert, und seither hatte ich nur hin und wieder nachgesehen, ob's noch hielt. Es hielt. |
Aber jetzt ist der Zeitpunkt, wo wir von Aachen aus nach Eindhoven/Eersel fahren und dort den Auspuff und noch ein paar Kleinigkeiten machen lassen. Angesagt hatte ich uns schon per Handy vor zwei Wochen, der Termin ist fest, und am Vorabend stehen wir vor der Werkstatt. Morgens um acht geht es rein in die Werkstatt, um 13:00 sind wir wieder unterwegs durch Belgien Richtung Somme-Mündung. Dorthin wollen wir nicht zuletzt auch aus nostalgischen Gründen. Unsere erste Überwinterung hatten wir dort oben bei minus 18 Grad erlebt. Ich hab das weiter vorn ja schon beschrieben, Ulla und ich haben oft davon gesprochen, sind aber seit dem letzten Besuch dort oben vor fast 10 Jahren nie wieder dort gewesen. Entsprechend freuen wir uns drauf. Die Durchquerung von Belgien ist samt Pause in ein paar Stunden gemacht, und wir nähern uns dem kleinen Ort St. Valéry-s-Somme. Erst verfahren wir uns, trotz TomTom und trotz Karte (*schäm*), aber dann treffen wir die richtige Straße und reihen uns in die Autoprozession ein; es geht im Schritttempo direkt am östlichen Ortsrand an der Somme entlang (du kannst die Straße auf der Karte oben gut erkennen); am oberen Ende des Ortes geht es scharf nach links, quasi wieder zurück in den Ort, und nach etwa 500 Metern finden wir den Stellplatz. |
Tadellos:
Neu angelegt, geräumig, große Stellplätze, mit hellem Schotter versehen,
mehr oder weniger schräg zwar, aber tipp-topp. Unser Stellplatzatlas hatte uns schon vorher verraten: Pro Nacht 2,20 Euro - wirklich human. Wir finden den optimalen Platz, richten uns erst mal häuslich ein und während Ulla das Abendessen vorbereitet, schnapp ich mir den ersten Hund, mache mit ihm eine Erkundungs- und Pipi-Runde und krame die 2,20 Euro raus, um das Ticket zu ziehen. Von wegen 2,20 Euro: 5,50 will der eiserne Kollege, und das bitte schön in Münzen. Habbich nich, ich gehe zum BABY, beim besten Willen nicht zusammen zu kriegen. Der Nachbar Nr. 1: hat sich gerade selbst verausgabt mit Münzen, der Zweite: ist nicht da, der dritte: kann auch nicht. Ich bin's leid und verschiebe das Ticketziehen bis zum nächsten Morgen, wenn wir im Ort Geld gewechselt haben. Wir verbringen eine absolut ruhige Nacht, und während ich mir noch den Sandmann aus den Augen reibe erbebt unser BABY. Ich eile zur Tür und sehe einem Riesenkerl in lederner Polizei-Uniform, in die Augen, obwohl ich zwei Stufen höher stehe. Gummiknüppel, Sonnenbrille, Helm, Pistole im Halfter, schwarz glänzende Lederstiefel - *schluck*... |
Schon wieder donnert er mit seinem wurstdicken Zeigefinger auf die Außenhaut des BABY, und seine Bärbeißermine sieht aus, als hätte ich gerade sein Lieblingsspielzeug platt gefahren: "Le Ticket?!" Où est le ticket!??" Da steh ich Blödmann ziemlich kleinlaut und versuche ihm zu erklären, wie sich das gestern Abend abgespielt hat. Ich bin wohl nicht der Erste, der ihm die Story auftischt, auch unser Stellplatzführer, in dem ja nun die 2,20 Euro zu lesen sind, und den ich ihm auch unter die Nase halte - nichts von dem kann ihn beeindrucken; entsprechend ungehalten ist seine Reaktion. Wortreich und laut macht er mir klar, dass wir dann nicht auf dem Platz hätten stehen bleiben dürfen. Aber wo wir bitteschön hätten bleiben sollen? Das sei ihm egal. Angesichts dieser Ignoranz platzt mir der Kragen, leichtsinnig halte ich ihm beide Hände hin, damit er mir Handschellen anlegen kann und fauche (vorsichtshalber auf deutsch, denn das kanner nich): "Okay, willst du mich gleich ins Loch stecken oder kann ich vorher noch frühstücken??" Mein Ton muss so überzeugend klingen, dass er sich umdreht und etwas abregt - aber unerschütterlich meint er, ich solle das Ticket jetzt ziehen. Jetzt. JETZT? JA, JETZT! Dass ich immer noch keine Münzen habe ist ihm gleich. Mir auch. Ich gehe mit einem "oui, oui" rein und wir frühstücken erst mal. Dann sehe ich, dass er sich in sein Auto setzt und davonfährt. Ich nehm noch 'n Ei... Du hast Verständnis, dass ich kein Foto davon habe...? |
Nach
dem Frühstück machen wir einen Gang mit den Hunden in den Ort. St. Valéry-s-Somme ist ein typischer Touristenort, sauber, viele Restaurants, einige Fischgeschäfte, Souvenirläden. Wir kaufen irgendwas und lassen uns das Geld so zurück geben, dass wir nachher das Ticket lösen können. Das Wetter will nicht so recht, der Himmel ist bewölkt und an der See weißt du ja nie so genau, wann es wie woher kommt und wie lang es dauert. |
Wir machen also, dass wir zurück kommen, holen endlich das Ticket und trinken erst mal einen Kaffee. Wir vertrödeln den Tag, und am nächsten Morgen fahren wir an die Landspitze zum "Hourdel" - dorthin, wo wir seinerzeit waren... Ich sag immer "der" Hourdel, dabei ist das ein Kaff und musste einfach nur "Hourdel" heißen. Wir sprechen das bewusst deutsch und dazu falsch aus und nennen es seit wir es kennen: "Den Hurdel". |
am Hourdel; gegenüber der Bucht liegt le Crotoy
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Schön
wie einst - mit einem Schönheitsfehler: WOMOs sind hier nicht mehr
willkommen! Hab ich's nicht schon damals geahnt? Damals standen wir auf der schmalen Halbinsel, von der du im Bild oben am linken Bildrand einen Teil erkennen kannst. Wir gehen bis dort und ich mache ein Foto landwärts. Unser BABY sticht regelrecht hervor, weil sonst fast nur PKWs auf dem kleinen Parkplatz stehen. An Übernachtung ist nicht zu denken. |
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Kümmerlich
Platz für 2 WOMOs auf dem Parkplatz am Hourdel. Wir parken hier
verbotswidrig ärschlings vor den öffentlichen Toiletten. Und dabei wäre im Hintergrund rechts durchaus Platz für einen kleinen, aber feinen Stellplatz. Nichts mehr von der einstigen Romantik am Hourdel. Aber schön ist es trotzdem, mal wieder hier gewesen zu sein, denn allzu viel hat sich ansonsten nicht verändert. Und so machen wir eine Runde durch das winzige Nest Le Hourdel und lassen uns noch einmal gefangen nehmen von dem riesigen Ausmaß an Landfläche, das bei Ebbe frei gelegt wird. Metertiefe Furten laufen dann leer und die Boote, die hier noch mehr als die "Handbreit" Wasser unterm Kiel haben, liegen dann auf dem schlickigen Boden. |
der "Yachthafen" am Hourdel |
Ganz
zufrieden fahren weiter an der Küste entlang gen Westen. Da wir zuletzt in
Luxemburg getankt hatten, machen wir Halt an einem großen Supermarkt, Ulla
geht einkaufen und ich fahre an die Zapfsäule. Höhe 3,40 m steht dran. |
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