Dem Schnee entronnen...

Daimus - oder:

das Unwetter

 

 



am Hafen von Gandia

 

Per Roller auf der Straße nach Gandia zum Hafen ist mehr als dreimal so weit als wenn man am Strand entlang geht. Aber halt bequemer - und bei diesem Kaiserwetter sowieso eine Freude.



eine andere Ecke am Hafen von Gandia

 

Wenn man bedenkt, dass es jetzt Mitte November ist, kann man über das Wetter nicht meckern.

Gestern Abend haben Ulla und ich um halb elf Uhr abends noch einen Promenadenbummel gemacht. In Sandalen, Shorts und T-Shirt. Es hatte 27 Grad, sonst hätten wir natürlich Socken angezogen...
27 Grad nachts um halb elf, Mitte November...
Wir haben mit unseren Nachbarn zu beiden Seiten echt Glück:
Auf der linken Seite steht ein holländisches Ehepaar, mit denen beiden unterhalten wir uns oft und sie überraschen uns immer wieder mit Neuigkeiten. Er kennt wahrscheinlich alle Stellplätze Spaniens und hat Skandinavien, den Balkan und natürlich die meisten Euroländer bereist.

Was viele Holländer gemeinsam haben: Sie kennen alle Plätze, an denen man Wasser bekommt. In den Niederlanden ist das mit dem Wasser ja kein Problem, es ist allgegenwärtig. In Südeuropa ist das anders.
Darum erkennst du eine niederländische WOMO-Besatzung auch daran, dass nach höchstens zwei Minuten, nachdem das WOMO abgestellt ist, die Wäscheleine aufgespannt ist und Wäsche aufhängt. Ist irgendwie ein Gesetz.

Ein deutscher WOMO-Fahrer übrigens kommt angefahren mit Blick nach oben: Freier Himmel = Fernsehempfang. Er hat, ebenfalls nach zwei Minuten, die Schüssel justiert, Wäsche gewaschen wird später. Auch das ist wie ein Gesetz.
Heinz, unser Nachbar zur Rechten verwöhnt hier mal wieder unsere Vierbeiner. Mit ihm unterhalte ich mich oft und ausgiebig über "frühere Zeiten". Er mag unsere Hunde, das macht ihn noch sympathischer als er ohnehin schon ist.



Bin ich nicht! Nachbar Heinz reicht einen kleinen Snack


 

Drei Wochen und nur Sonne. Das kann ja so nicht ewig gehen. Tut es auch nicht.

Irgendwann nachts werden wir wach, weil es auf unser BABY-Dach trommelt. Es gießt, und nicht zu knapp.
Wir drehen uns um und schlafen weiter. Der Regen hört nicht auf. Auch nicht den nächsten Tag. Dazu kommt ab Mittag ein Sturm, dass die Fetzen nur so fliegen.

Nun ist es mit spanischen Kanalisationen ja nicht so weit her. Entweder a. es gibt keine, oder b: sie sind im Nu überfordert. Bei uns trifft Alernative b. zu. Aus den Kanaldeckeln quillt das Wasser wie aus Quelltöpfen, aber das ist nicht das Schlimmste.

Der Sturm ist derart heftig, dass das Meer den Strand überschwemmt und am Deich zu nagen beginnt. "Deich" ist übertrieben - es sind eigentlich nur Sanddünen, die vielleicht zwei bis zweieinhalb Meter höher sind als der Meeresspiegel.


Bei normalem Wetter langt das, aber jetzt werden sie vom Meer überspült, das Wasser ergießt sich in die Anlagen, über die Promenade und auch auf unseren Stellplatz.

Ich rette unseren Jockel, der unter dem BABY steht und verstaue das Stromkabel. Bei gefühlten minus 10 Grad  werde ich bis auf die Haut nass und bis ca. 5 cm unter der Haut eiskalt; das Wasser steigt weiter und wir sind der Meinung, dass wir hier 'wechmachen' sollten.
Gute Idee, aber der Roller muss noch auf die Bühne. Wieder raus, diesmal nur in Gummischlappen, kurzer Hose und Regenjäckchen.

So gefroren hab ich seit meiner Kindheit nicht mehr. Ich bibbere, dass ich kaum die Spannbänder fest kriege.
Als wir wegfahren, steht das Wasser ca. 25 cm hoch, Tendenz steigend. Weit fahren wir nicht, nur ca. 500 Meter. Dann haben wir zwischen den hohen Häusern einen windgeschützten Platz, und Wasser steht hier auch nicht auf der Straße.


 



unser Stellplatz nach dem Unwetter: heute ein See


 

Am nächsten Tag hat sich das Wetter beruhigt, der Himmel hat wieder seine alte Bläue.

Wir schauen uns an, was du sicher schon im Fernsehen nach Unwettern in Spanien gesehen hast.

Langsam fährt ein PKW der Gemeinde vorbei, der Mann nimmt erst mal in Augenschein, was er später als Schadensmeldung weitergeben wird. Er sieht echt geschlagen aus.



der Strand ist hin; im Hintergrund der Hafen von Gandia


 



so sah der Strand vorher aus


 

Die Steine, die den Kanal neben unserem Stellplatz flankieren, sind freigespült.
Der Kanal selbst ist randvoll mit Sand.

Gleich hinter den Steinen stand Carissima übrigens am Strand, der Sand ist weg. Der Vergleich zum Bild auf der vorigen Seite tut einem fast in der Seele weh.



trauriger Anblick unseres Stellplatzes

Das Meer ist über die Düne gespült und hat viel Geröll mit herüber getragen.

Alle WOMOs sind weggefahren. Alle? Nein: Da gibt es einen Holländer, der hat durchgehalten; wetterfest und sturmerprobt. Und das Solarpanel weist schon wieder keck nach oben.
Klar, bei  d e m  Wetter!!

Wir meinen, dass wir lange genug hier in Daimus waren und machen uns, zusammen mit Helga und Gerhard, die vor einigen Tagen angereist sind, auf den Weg über Alicante zum Circuit de Cartagena. Das ist eine astreine Motorrad-Rennstrecke.

Wie kommt man auf die Idee, zu so einem Platz zu fahren? Wir sind alle 4 nicht die Motorradrennfans, obwohl ich größten Respekt vor jemandem habe, der so ein Geschoss fährt. Ein WOMO-Kollege, den wir noch in Daimus gesprochen hatten, gab uns hinter vorgehaltener Hand diesen Tipp.

Hit oder Flop? - wir werden sehen...

 

   

 

===>am Circuito de Cartagena