Winterdienst? Nein Danke!!

Startschwierigkeiten

 

 

Wie schon bei "On Tours" gesagt:
Mit richtig gutem Gefühl machen wir uns Anfang November auf die Socken. Die 8 Zylinder des BABY schnurren nur so, das Wetter ist optimal, wir kommen über Aachen nach Luxemburg, tanken und sind nach knapp zwei weiteren Stunden an der französischen Grenze. Es hat angefangen, heftig zu regnen, drum fahren wir eh nicht besonders schnell.
Dank Schengen merkst du ja so gut wie nichts mehr von einer Grenze, wenn auch am Grenzübergang ein 10 km/h-Schild steht.

Nun gut, für den Fall, dass ein Grenzbeamter die Idee hat, mal bei uns reinschauen zu wollen, gehe ich vom Gas und bremse leicht ab. Das heißt: Ich will abbremsen, doch mit gut 60 km/h passieren wir die Grenzhäuschen.... Unfreiwillig, denn:
Das Pedal lässt sich durchtreten, Bremswirkung so gut wie Null. Wäre gar nicht gut, wenn gerade ein Zöllner... Kein Zöllner. Dafür prasselt der Regen umso heftiger auf uns nieder.

Der Kurzdialog mit Ulla, die gerade von einer Dichtheitskontrolle des Daches von hinten nach vorn kommt:
Sie: "Gute Botschaft, es ist alles dicht!"
Ich: "Schlechte Botschaft: Die Bremsen gehen nicht!"
Ulla: Schluckt hörbar.

Die erste Abfahrt in Frankreich ist unsere. Wenn der Bremsdruck plötzlich weg ist, gibt's ja mehrere mögliche Gründe. Der naheliegendste: die Bremsflüssigkeit hat sich verdünnisiert, meist durch eine defekte Bremsleitung.

 

Gleich nach der Abfahrt ein Kreisel, dahinter rechts steht wie gerufen ein Pannenfahrzeug. Ich springe raus und frage die beiden Abschleppmänner nach der nächsten LKW-Werkstatt. Sie nennen mir einen Ort ca. 20 km entfernt, eine MAN-Werkstatt.

Da machen wir hin, mit der nötigen Um- und Vorsicht. Ich bremse durch Herunterschalten, das geht recht manierlich; den Rest mache ich mit der Handbremse, die mit dem linken Fuß betätigt wird - und der ist ja dank Automatik frei.

Wundert es dich? Die Riesenwerkstatt mit 12 großen nummerierten Toren ist zu. Ganz zu, wie ich von einem Lkw-Fahrer höre, der hier seine Mittagspause kauend hinterm Lenker verbringt. Pleite vor einem halben Jahr. Das hätten die beiden Heinis ja auch wissen können, die uns hierher geschickt haben.

Aber Kollege Lkw-Fahrer weiß Rat und schickt uns in einen weiteren Ort, wieder um die 20 km entfernt. Er beschreibt genau, wo die Werkstatt zu finden ist, wir fahren weiter.

Ich mach's kurz: Diese Werkstatt liegt in einem Ort mit 12 %igen Steigungen und Gefällen, und als wir sie endlich finden, entpuppt sie sich als Schrotthändler, der auch noch unwillig wird, als ich ihn frage, ob er mal nach meinen Bremsen sehen könnte. Ist das wirklich eine solche Zumutung?
Wir haben die Faxen dick und beschließen, nach D zurück zu fahren. Hier werden wir den ADAC anrufen, der hilft. Irgendwann sind wir in Saarlouis. Wir fahren rechts ran und rufen die Innung mit den Gelben Engeln an. Als ich dem Herrn am anderen Ende sage, dass wir ein amerikanisches WOMO fahren, knickt der hörbar ein, atmet schwer und weiß dann doch Rat:
"In ein paar Minuten wird Sie ein Herr Sänger anrufen, der kann Ihnen dann weiterhelfen!"
Herr Sänger erweist sich als ehemaliger Händler für deutsche WOMOS. Toll. Und was sagt der mir? "Da kann ich Ihnen auch nicht helfen!" Wundert das?
Dank an den ADAC, wieder mal lässt er mich hängen (du erinnerst dich an unseren 864,- Euro teuren Radwechsel auf der Autobahn in Frankreich?!). Wir fahren durch Saarlouis - ein Vergnügen ohne Bremse - und finden eine Opelwerkstatt.

Wir folgern:

BABYFAHRGESTELL ==> GM ==> OPEL ==> HILFE

Aber nicht doch!

Der Opelhändler zuckt die Schultern und sagt uns, dass er absolut nicht helfen kann. Grund: Er hat keine Bühne für den schweren Wagen. Und auch keine Grube. Und sich drunterlegen... WAS? Fast entrüstet kommt: "Nein, das machen wir nicht". Aber immerhin fragt er mich, wie wir heile bis hier gekommen sind: "Habt ihr mit den Absätzen gebremst?" Witzig ist er auch noch.
Immerhin, er weiß letztlich Rat:

 


Eine Mercedes-Niederlassung mit großer LKW-Werkstatt, keine 2 km weg. Da ruft er für uns an, soll uns aber von vornherein mitteilen: Fehler suchen: ja! Reparieren: Nein, keine Zeit.

Mal sehen...

Bei der völlig ausgelasteten Mercedesniederlassung findet man den Fehler. Die Bremsleitung vorn links sei undicht. Netterweise ruft man für uns eine IVECO-Werkstatt an, die haben Zeit und werden die Reparatur durchführen.
Warum weiß so was der ADAC eigentlich nicht??
Wieder 2 oder 3 km, wir sind da. Die Leitung ist für die Jungs kein Problem, aber der LiMa-Keilriemen ist so gut wie hin, und einer der beiden neuen Keilriemen für den Kompressor ist total verdreht und verwurschtelt: War falsch montiert. Den LiMa-Keilriemen wechsle ich, da bin ich mittlerweile fit drin, aber den anderen neu zu montieren dauert in der Werkstatt über eineinhalb Stunden.

Wir bezahlen am Ende 360,- Euro, die Bremse funktioniert so gut wie noch nie.
Der LiMa-Keilriemen quietscht kurz beim Losfahren, gibt aber sofort Ruhe. Macht mir sowieso nichts mehr, inzwischen traue ich mir zu, den an einer roten Ampel nachzuspannen.

Aber jetzt wollen wir doch allmählich Ruhe. Und unsere Vierbeiner auch, denn die hatten bei dem ganzen Hin und Her eine Menge zu sehen und keine Zeit zu schlafen.
Ziel ist Pont-à-Mousson, da fahren wir jetzt hin.


Stellplatz in Pont-à-Mousson zwischen Straße und Mosel
 
Verabredet sind wir wieder mit Helga und Gerd, die du ja schon vom letzten Jahr kennst. Die beiden sind bereits in Charmes, das ist uns jetzt zu weit. So verabreden wir uns per SMS für den nächsten Tag in St. Paul Trois Chauteaux, da soll es einen zentrumsnahen Stellplatz geben. Unser Navi schluckt die Eingabe, rechnet kurz und kommt erst mal weg.
Am Stellplatz Pont-à-Mousson bezahlen wir 5,- Euro für Platz & Strom, machen mit den Vierbeinern eine anständige Runde, dann ist Feierabend für heute.

Irgendwie sind wir noch nicht so recht in Urlaubsstimmung. Die kommt erst auf, als wir am nächsten Tag Helga und Gerhard in St. Paul Trois Chateaux treffen.

 



St. Paul Trois Chateaux - der Stellplatz

 

Der St.-Paul-Trois-Chateauxer Stellplatz ist Teil eines Parkplatzes am Sportzentrum. Eben, sauber, kostenlos, zentrumsnah, ohne Ent- und/oder Versorgung.

Da das Ortszentrum keine hundert Schritt entfernt ist, gehen wir da mal gucken.
 



Der Dorfbrunnen; sicher idyllischer, wenn das Wasser fließt und die Bäume Grün tragen


 

 
 

Der Stadtrundgang bei eher trübem Wetter und während der Mittagszeit lockt nicht allzu viele Leute hinterm Kamin hervor.

Nach einer knappen halben Stunde scheinen wir alles gesehen zu haben - bloß: Nicht ein einziges Chateau.
Die 3 Schlösser liegen vielleicht etwas außerhalb.



mehr oder weniger gut erhaltene Bausubstanz

 

Nächster Tag:
Wir einigen uns mit Helga und Gerhard, dass wir uns in Südfrankreich treffen, und zwar in Gruissan. Das Hintereinanderherfahren nervt, deshalb fährt jeder allein; so kann er schalten und walten wie er mag, ohne dauernd den Blick im Rückspiegel zu haben.

Jeder WOMO-Fahrer, der nach Spanien fährt, kennt mindestens einen der Stellplätze in Gruissan. Wir fahren wieder auf den im Yachthafen; er liegt fast wie auf einer Halbinsel. An 3 Seiten hast du Wasser bzw. den Blick auf den Hafen voller Segelboote.
So treffen wir die beiden zwei Tage später, klar wird das ein klein wenig gefeiert. Helga hat Unmengen Kuchen an Bord, der will und soll wech. Der leckere Streuselkuchen muss zuerst dran glauben...
 



Stellplatz Gruissan, direkt am Yachthafen

 

Weil es hier so schön ist, und weil wir noch'n klein bisschen Erholung brauchen, bleiben wir 2 Tage hier. Es gibt in ca. 10 Fußminuten Entfernung eine Cave, also das, was man in Spanien eine Bodega nennt. Das deutsche Wort "Weinhandlung" ist überhaupt keine passende Übersetzung dafür - aber so was mein ich. Da gibt es leckeren Roten, gleich gegenüber ist eine Boulangerie, da kriegt man die


dazugehörigen Baguettes. Auch einen LIDL findest du hier, brauchst auch dorthin ca. 10 Min. zu Fuß. Man ist's zufrieden.

Am 3. Tag wollen wir weiter, erst mal nach Le Boulou, dicht bei der spanischen Grenze. Auch dort gibt es einen Stellplatz, der ist aber nicht sonderlich spektakulär - sieht man mal von seiner verkehrsgünstigen Lage ab.

 

Vor jeder Weiterfahrt sollte man alles loswerden, was unnötig ist, das ist vor allem der Inhalt von Abwasser- und Fäkalientank. Und frisches Wasser tanken.
Wir rollen also zur Entsorge, ich bremse und:

Du ahnst es: KEIN BREMSDRUCK! Sch...kleister aber auch! Ich schau nach an bekannter Stelle und was sehe ich: Es tröpfelt entlang der neuen Bremsleitung.
Es geht weiter:

ADAC anrufen, der schickt einen Werkstattwagen. Der Mann kann nicht genau feststellen, wo die Undichtigkeit herrührt. Ich soll hinter ihm herfahren: Erst die 12 km nach Narbonne, dort auf die Stadtautobahn, weiter auf der kostenpflichtigen Autobahn, dann runter, ein Sträßchen entlang, nach ca. 35 km sind wir an der Werkstatt. Ohne Bremse fahren, man kann sich richtig dran gewöhnen...
Was ist kaputt? Diesmal leckt der Hauptbremszylinder, "le Maitre Cylindre", was in mir den Verdacht weckt, er könnte es auch beim ersten Mal gewesen sein...
Solche Zufälle gibt's doch nicht!


Routiniert wickelt das Büro des Pannendienstes alles ab, ich habe Gott sei Dank den "Option Code" für unser BABY, daraus geht jede Schraube und jedes Teil hervor, das daran und darin verbaut wurde.

Die Werkstatt ordert über den ADAC-Schutzbrief einen neuen Hauptbremszylinder und sicherheitshalber noch einen LiMa-Keilriemen.
Da wir aus Platzgründen nicht bei der Werkstatt stehen können, fahren wir wieder zurück nach Gruissan. Man will uns anrufen, wenn die Ersatzteile da sind.

Schon nach 2 Tagen kommt der Anruf; wir fahren die Strecke ein drittes Mal. Der Mann braucht viereinhalb Stunden, der Ausbau ist ungemein schwierig, weil alles so eng verbaut ist. Ich helfe so gut ich kann; allein ist das kaum packen, so lange Arme, wie man sie dabei bräuchte, hat man einfach nicht.

Wir bezahlen, diesmal sind es 374,95 Euro. Der Preis für den Hauptbremszylinder ist da noch nicht bei. Der kostet später nochmal 465,47, aber einschl. Keilriemen :-).


 

Du bist nicht überrascht, dass wir von diesem Marathon-Stresstest so langsam die Nase voll haben, gell?
Helga und Gerd können uns eh nicht helfen, sie fahren schon mal weiter Richtung Spanien.
Und Ulla will, sollte jetzt noch was auftreten, zurück nach Hause. Punkt!
Ich glaube nicht, dass die Pannensträhne anhält, und wir einigen uns auf folgenden Kompromiss:

Wir fahren wieder zurück auf den Stellplatz Gruissan und machen es wie zuvor:

Wir stellen uns nochmal für 2 Tage hin, machen einige kleinere Touren und geben der Bremse die Chance zu beweisen, dass sie endgültig dicht ist.


Wenn alles zu unserer Zufriedenheit funktioniert, fahren wir vooorsichtig ab Richtung Le Boulou. Dabei kommen wir dann eh wieder bei der Werkstatt vorbei, und sollte dann doch wieder was mit der Bremsanlage sein, wird die dort ein letztes Mal repariert und dann geht's statt nach Spanien wieder nach Germanien.

So wird es abgemacht, so soll es geschehen.

Da wir erst im April 2011 wieder nach Hause kommen, weißt du ja, wie es gegangen ist.

Wir fahren also nach Le Boulou und von dort über die Pyrenäen.

Holà Espana!!

 

 

 

===> erholen auf dem Camping Vilanova Park