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Von
der Carolinenbucht aus wollen wir wenigstens einen Blick auf San Juan de
los Terreros werfen. Aguilas, an dem man vorher vorbei kommt, ist zwar ein Städtchen, in dem man auch
hübsch mal bummeln kann, aber ansonsten ist das dort nicht so attraktiv,
dass es sich heuer lohnen würde. Wir fahren dran
vorbei. Dann kommen wir nach San Juan d.l.T. - und was sehen wir?? Es wird gebaut! Genau dort, wo wir noch von gut 1 Jahr weggeschickt wurden, weil das Gelände angeblich Naturschutzgebiet sei und seltene Pflanzen dort vorkämen! Genügend Fotos dieses hübschen Fleckchens hab ich ja schon in den letzten Jahren eingestellt. |
Es ist nicht zu fassen: Da haben die hier ein wirklich schönes naturbelassenes Gelände, haben andererseits eine ausgewachsene Immobilienpleite, hunderttausende Wohnungen stehen leer und gehören den Banken, die drauf sitzen bleiben, und was machen sie hier: Sie bauen eine neue Urbanisation! Wir halten gar nicht erst an, und ich bin so entgeistert, dass ich nicht mal Lust auf ein Foto habe. Du kennst unsere Bilder, wo wir so herrlich in der Natur stehen mit weitem Blick aufs Meer - alles futsch und zugebaut. Man werkelt noch, aber in einem Jahr ist garantiert alles fertig. Und dann steht alles leer. Wir werden sehen. |
So
fahren wir ca. 1-2 km hinter San Juan links ab von der N-332 (heißt hier
glaube ich A-332) und kommen auf die AL-7107, vorbei an dem unscheinbaren Pozo des Esparto,
dann folgen klitzekleine Käffer, eigentlich nur immer 1-2 Häuser, die oft
abenteuerlich an der Steilklippe stehen und die du oft erst siehst, wenn du
deinen Hals weit reckst, weil sie etwas unterhalb der Straße liegen. Die AL-7107 führt ganz nah am Meer entlang durch eine recht trostlose und düstere Ecke. Die Berge sind weitestgehend kahl, alle paarhundert Meter steht ein gemauertes, zerbröckelndes Türmchen - Reste ehemaliger Schächte. Man hat hier vor allem in der Mitte des 19. Jhrdts Silberbergbau betrieben - das ging bis ins gebirgige Hinterland von Almeria. Die Silbergewinnung war keine "Erfindung" der Spanier, schon vor ca. 2000 Jahren wurde dort von den Karthagern Silber gewonnen. (Ich bin vielleicht schlau, was? Und Google erst mal.) Wir sehen die trüben Überreste, Ruinen und Abraumberge, dunkle, manchmal schlammig wirkende Erde. Nicht schön. Schön hingegen war damals für manche Menschen und für ganze Orte, dass sie innerhalb weniger Jahre unglaublich reich wurden. Dazu hatte seinerzeit wohl auch Villaricos gehört. Heute scheint Villaricos eher bedeutungslos. Hauptgrund dürfte sein: Am 17.01.1966 stieß ein B-52 Bomber der USA beim Auftanken in fast 10.000 m Höhe mit seinem Tankflugzeug zusammen; dumm, denn beide stürzten nahe dem Ort Palomares ab. Noch dümmer: Die B-52 hatte 4 Wasserstoff-Bomben an Bord. Eine fiel in ein weiches Flussbett und blieb relativ unbeschädigt, eine landete im Meer, auch damit passierte nichts, aber sie war erst mal weg. Die anderen beiden explodierten zwar auch nicht, platzten aber beim Aufprall; dadurch wurde ein ca. 2 qkm großes Gebiet (Wohngebiet, Ackerland und Waldgebiet) mit Plutonium verseucht. |
Ein Teil der verseuchten Erde wurde von den Amerikanern in die USA gebracht, doch bis heute ist ein mehrere Hektar großes Gebiet immer noch belastet, deshalb werden die Einwohner von Palomares jedes Jahr auf Regierungskosten nach Madrid gebracht und dort ärztlich untersucht. Die Ergebnisse erfahren sie nicht... So was alles schadet natürlich dem Ruf und damit dem Tourismus, deswegen redet man heute möglichst nicht mehr davon. Aber Probleme sind immer noch da, denn es müsste noch eine Menge belasteter Erde gereinigt oder weggeschafft werden. Das scheitert, wie so oft, an den Kosten und der Frage, wer die trägt. Immerhin, alle 4 Atombomben wurden letztlich geborgen, die vierte wurde zweieinhalb Monate lang von ca. 25 Schiffen gesucht, ehe sie in 780 m Tiefe entdeckt wurde: Ein Fischer hatte den entscheidenden Hinweis gegeben. Nach einem Fehlversuch, bei dem die Bombe wieder für Tage verloren ging, wurde sie schließlich geborgen. Besagter Fischer tauchte übrigens später samt Anwalt beim zuständigen Bundesgericht in New York auf und machte einen "Finderlohn" geltend, bei der Seefahrt üblicherweise 1-2% des Wertes, den der Fund für den Besitzer hat. Preisfrage! Das Verteidigungsministerium der USA beziffert den Wert einer Wasserstoffbombe mit 2 Milliarden Dollar ("$2 billion"). Ob bzw. wie viel Finderlohn der Fischer letztlich bekommen hat, wurde dann außergerichtlich verhandelt und nicht öffentlich gemacht. Öffentlich hingegen badeten der damalige spanische Tourismusminister und der amerikanische Botschafter ein paar Tage nach dem Unfall an den nahen Meeresstränden, um Ängste vor radioaktiver Verseuchung zu zerstreuen. Umweltminister hierzulande schwimmen ja auch schon mal durch den Rhein um zu beweisen, dass das 'Wasser im Rhein (fast) goldner Wein' ist.... In Palomares erinnert heute nur noch eine Straße mit der Bezeichnung "Straße des 17. Jan. 1966" an einen Vorfall, den man liebend gern vergessen möchte. Ansonsten will dort niemand drauf angesprochen werden. |
zwei der H-Bomben von Palomares - zumindest deren leere Hüllen |
In Villaricos
ist am Ortsende links ein riesiger und völlig ebener Platz, direkt am Meer.
Die Zufahrt ist fast ein wenig versteckt, denn wenn du über die Brücke des
hier kanalisierten Rio Almanzora fährst, bist du schon zu weit, also
schön langsam ans Ortsende fahren und nach links schauen. An der Zufahrt liegt ein klitzekleines Restaurant, wir stehen hier noch davor; der eigentliche Platz liegt rechts dahinter. Es stehen bei unserer Ankunft ganze 2 WOMOs hier. Vielleicht hat man kurz zuvor geräumt, aber ich denke mal, dass dieser etwas düster wirkende Ort für die Leute nicht einladend genug war, hier den Jahreswechsel zu feiern. |
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das ist der ebene Platz - nich schön, abber groß |
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Villaricos hat einen alten Ortskern, der ist, zumindest heute, ebenso sauber wie tot. Und natürlich ist da eine Urbanisation neueren Datums; deren Bewohner sind Engländer älteren Datums. Hier direkt an der Hauptstraße gibt es ein florierendes Restaurant unter englischer Leitung, die Gäste sind - außer uns - naturgemäß fast ausschließlich Engländer. Das hörst du und das siehst du ihnen auch an. Nein, nicht, weil sie etwa strahlen ;-). Es ist Jahresbeginn, da hat man sich entsprechend zurecht gemacht. Die Spanier lieben schwarze und braune Farben, am liebsten miteinander kombiniert, die Engländer sind da etwas nordeuropäischer gewandet. Und sie sind lauter. Es heißt immer: "In der Hölle ist ein Engländer Chefkoch". Aber hier kann nicht die Hölle sein: Es schmeckt uns allen hervorragend. |
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Wie es sich für einen Küstenort gehört: Der Yachthafen. Alles ist hier kleiner, die Bootsgröße ein wenig bescheidener als in vielen anderen Hafenstädtchen, die die zahlreichen und oft riesigen Yachten kaum unterbringen können. Nach einer halben Stunde ist der "Stadtbummel" beendet, wir schlendern wieder zu unseren WOMOs, da freut man sich auf unsere Rückkehr, als wären wir den ganzen Tag weg gewesen. Den Abend läuten wir mit einem Glas Roten ein, sitzen noch ein wenig draußen, denn die Sonne ist uns heute gnädig gestimmt. Dann verkrümelt sich jeder in seine 4 Wände. |
Als wir beim Dunkelwerden hinausschauen: |
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Schließlich
ist es stockfinster, der Mond erholt sich noch von seiner letzten Vollphase
und Laternen gibt hier keine; obwohl sonst die ganze Küste damit
gesäumt ist. Und dann ist es mucksmäuschenstill rundum. Guat's Nächtle! Auf uns wartet morgen
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