Der
fast regenfreie Langzeiturlaub
|
|
Als
wir am späten Vormittag unseren Diesel anwerfen, steht da fast die gesamte
spanische WOMO-Belegschaft und winkt. Das ist fast wie eine große Familie, wir finden das ausgesprochen nett und sind hier sicher nicht zum letzten Mal gewesen. Die Fahrt geht über Cartaya, auf die A 49 Richtung Portugal. Als wir über den Rio Guadiana fahren, sehen wir mehr aus den Augenwinkeln, dass da auf der portugiesischen Seite der Autobahn (die heißt ab der Grenze A 22) was von Maut steht. |
Uns kümmert das nicht weiter, weil wir an der ersten Abfahrt bei Castro Marim schon wieder abfahren auf die IC 27 Richtung Norden. Vor Odeleite biegen wir rechts ab auf die EN 1063 und kommen nach Foz de Odeleite. Da sind wir auch direkt am Rio Guadiana, die EN 1063 heißt bald Estrada municipal 507, die sich eng an den Flusslauf schmiegt. Und die dann auch bis zu unserem Etappenziel Alcoutim führt. Da wir irgendwo her die Stellplatz-Koordinaten haben, finden wir auch problemlos dorthin und stehen etwas oberhalb des Örtchens auf einem fast dreieckigen geschotterten Platz am Ortsende. Etwas öde. Immerhin gibt es eine Entsorgung. |
|
Wie
gesagt: Der Stellplatz liegt vielleicht 50 m höher als der Ort. Trotzdem
hast du keinen allzu dollen Blick, weil unterhalb erst mal relativ hohe
Häuser stehen, die eine freie Sicht einschränken. Aber gleich neben dem Stellplatz führt eine lange Treppe zum Ort hinunter, und von hier oben kannst du bis rüber nach Spanien auf der anderen Seite des Flusses schauen. Da der Stellplatz keinerlei Highlights zu bieten hat, machen wir uns auf, um Alcoutim etwas näher kennen zu lernen. |
Das
alte Ortszentrum ist von dem neueren Ortsteil, in dem wir mit dem BABY
stehen, durch den kleinen Fluss Cadavais getrennt, der hier in den Guadiana
mündet. Beiderseits ist er von Büschen und Bäumen gesäumt, fehlt nur noch ein alter Kahn und ein halb zerfallener Steg, dann hast du die perfekte Vorlage für ein Gemälde aus dem 18. Jhrdt. |
|
gegenüber von Alcoutim liegt auf spanischer Seite Sanlúcar |
|
Spanier und Portugiesen
waren sich ja - historisch gesehen - nicht immer grün. Auch in der nicht so weit zurück liegenden Vergangenheit gab es immer wieder Zwistigkeiten, und die Grenze zwischen beiden Staaten wurde damals scharf bewacht. In Alcoutim bis heute... |
|
Hier
unten am Flussufer ist es recht beschaulich; einmal die Woche wird genau hier Markt gehalten. |
Im
Dorf gibt es ein oder zwei Sträßchen, die steil hinauf zu einer kleinen Kirche führen. Spontan schlagen wir den Weg da hinauf ein, und da es jetzt um die Mittagszeit schon ganz erstaunlich warm ist, bleiben bei uns leichte Hitzewallungen nicht aus. In das Kirchlein kommen wir nicht - es ist verschlossen. Dafür gibt es rundherum umso mehr zu sehen. |
|
|
|
|
Auf dem steilen Weg
wieder hinunter sitzt eine alte Frau vor ihrem Haus im
Schatten auf einer gemauerten Bank. Sie wirkt auf mich wie aus ferner Vergangenheit, ihre Kleidung, vor allem aber der Stolz, den ich in ihrer Haltung und in ihrem Gesicht erkenne, faszinieren mich. Ich frage sie auf spanisch, ob ich sie fotografieren dürfe. Sie verzieht keine Miene, nickt unmerklich, ich weiß nicht mal, ob das "ja" oder "nein" bedeutet, und ehe sie sich's anders überlegen kann, hab ich sie abgelichtet, bedanke mich artig und eile Ulla hinterher. |
In
Alcoutim länger zu bleiben, danach ist uns nicht, zumal es sich
verdunkelt und zu regnen begonnen hat.
Bei schlechtem Wetter überkommt die WOMO-Gemeinde immer eine gewisse Unruhe. Man nutzt diese Gelegenheit zu einem Ortwechsel, was in unserem Fall sicher sinnvoller ist als sich die Gegend aus dem stehenden BABY anzusehen. Das ist jetzt seit Monaten der erste Regen, wird uns hier erzählt. Glauben wir gerne, bislang hatten auch wir immer nur schönes Wetter. |
Du merkst, hier herrscht mehr Atlantikwetter als unten an der Küste, obwohl die überhaupt nicht weit ist. Wir beschließen einen Bogen zu machen und erst mal in nordwestlicher Richtung zu Maria an den Rocha Stausee zu fahren. Wir haben Schmacht auf ein plattes Piri-Hähnchen mit Pommes und Salat, dazu ein Bier. Bei wechselhaftem Wetter fahren wir die gut 100 km durch eine teilweise menschenleere, aber landschaftlich durchweg wunderschöne Gegend. |
|