Der
fast regenfreie Langzeiturlaub
|
|
Nicht
weit ist es von Sagres nach
Lagos. Als Hafenstadt verfügt Lagos über eine kanalartig ausgebaute, breite Hafenzufahrt, die oberhalb des Hafens eigentlich ein Flüsschen ist, das durch die Gezeiten mal zu einem ansehnlichen Gewässer anschwillt, mal einen fast wasserlosen Matschmäander darstellt. Da man aber den ca. 2 km langen Mündungsbereich tief ausgebaggert, begradigt und befestigt hat, sehen Zufahrt und Hafen wie geleckt aus. |
Wir waren zwar schon mehrmals in Lagos, aber immer nur auf der Durchfahrt. Warum: Du konntest bislang entweder nur außerhalb mit deinem WOMO stehen, oder aber du hast die einen Parkplatz gesucht, von dem du dann nach höchstens 2 Stunden freiwillig wieder verschwunden bist. Dieses Jahr ist alles anders, denn Lagos hat neuerdings einen Stellplatz. |
der Platz vor dem Stellplatz ist PKW-Parkplatz, Wochenmarkt, Flohmarkt, Zirkusplatz, Rennstrecke f. Sportfans... |
Wie man den findet: Wenn du, wie wir, von Sagres kommst, musst du ganz durch Lagos, als wolltest du weiter auf der N 125 Richtung Portimao. Hat du die gefühlten 10 Kreisel geschafft, kommt du an einen Kreisel, von dem die 2. Ausfahrt zum Sportstadion geht. Genau die fährst du raus, als wolltest du in eben dieses Stadion zum Training. Der Stellplatz ist nämlich genau vor der großzügig angelegten Sportanlage. Kommst du von Portimao, ist der Stellplatz gleich rechts am Ortsanfang, leicht zu finden: Geradeaus über den neuen Kreisel am Pingo Doce, dann den nächsten Kreisel rechts und den nächsten wieder rechts verlassen. Dann siehst du die Sportanlage mit den davor stehenden WOMOs. |
Was der
Platz bietet... + er hat 20 durch Holzbalken ("Pferdeboxen") voneinander getrennte Stellplätze, sowie eine + Ver- und Entsorgung. Wasser kostet 2,- € für 100 Liter, du musst dir im Büro der Sportstätte bei einer immer sehr freundlichen Dame eine Marke kaufen, die du in den Automaten steckst, damit es sprudelt. + Duschmöglichkeit für 1,50 € in der Dusche des Stadions, zu bezahlen im o. g. Büro; + Einkaufsmöglichkeit fußläufig im Pingo Doce, Luftlinie 300m; + Hafenbesuch 10 Fußminuten; + in die Stadt ca. 20 Fußminuten; + angenehme Musik aus den Stadionlautsprechern - zumindest während unseres Aufenthaltes. |
...und was er nicht bietet: - eine schöne Aussicht; Du guckst entweder auf den ziemlich öden, ca. 150x200m großen Platz samt davor verlaufender N 125 oder auf die Mauer, die das Sportstadion umgibt; - Platz, sich auszubreiten. Die Boxen sind nur ca. 3,50-3,80 m breit... - Schatten, aber im Winter ist das egal; - 24 Stunden Ruhe. Das Stadion wird jeden Tag benutzt; entweder trainieren Leichtathletik- oder Fußballvereine oder es sind Wettkämpfe oder Spiele. Zuschauer und Spieler werden einzeln und im Sekundentakt von PKWs gebracht und geholt; - Staubfreiheit. Besagte PKWs pfeffern ziemlich hemmungslos in beiden Richtungen über den staubigen Platz. Bei Wind aus südlichen Richtungen hüllen dich dann dicke Staubwolken ein. |
auf der Sportanlage in Lagos könnte man glatt eine Olympiade durchführen |
Wir
rangieren also in eine der "Pferdeboxen", was für WOMOs über 9m Länge schon
mal eng werden kann - je nachdem, wie weit der Nebenmann in seine Box
gefahren ist. Will man sich nämlich in die Sonne setzen, lässt man am besten
vor seinem Fahrzeug 2m Platz, denn daneben ist es zu eng, um gemütlich zu
sein. Uns fällt auf, dass die Leute, die hier stehen, durchweg freundlich und locker sind. Da kommen wir schnell mal in ein Gespräch und stellen dabei fest, dass wir uns bereits vor etlichen Jahren in La Marina, auf der Ziegenwiese, in Portimao... begegnet sind. |
Worüber ich mich persönlich freue: Da spricht mich ein Mann auf dem Weg hinter den WOMOs an, ob ich derjenige wäre, der die WOMO-Seite mit dem amerikanischen Wohnmobil betreibt. Er erkennt uns erst an den Hunden, dann am BABY. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich raus, dass er selbst Betreiber einer Seite für Wohnmobilreisen ist und dass er täglich(!) seine Seite aktualisiert und beschreibt, wie er wohin gefahren ist und wie er es angetroffen hat. Er hat eine Menge Fans, die seine Touren nachfahren und ihm begeistert davon ins GB schreiben. |
Nördlich des Stadions
ist noch etwas Landschaft. Das wird sicher so lange bleiben, wie die
Finanzkrise andauert. Das Gelände ist nämlich als Bauland vorgesehen, und wie das in Spanien/Portugal üblich ist, wurden zuerst die Infrastrukturen fertig gestellt: Straßen mit Kanalisation, Bürgersteige, Straßenlampen, Wasser- und Stromleitungen samt Zählerkästen. Aber es wurde noch kein einziges Bauvorhaben begonnen. Ein Grund neben der Finanzkrise mag die Qualität der gebauten Straßen sein, auf denen wir jeden Tag ausgiebig spazieren gehen. Pfusch am Bau, und zwar heftig! |
|
auf so einer Straße macht Autofahren keinen Spaß
|
Da ist es doch viel
angenehmer, durch die Stadt zu bummeln, hier ein Eis zu schlecken, da eine
Kleinigkeit zu kaufen. Und: Einmal eine Cataplana essen, Ulla schwärmt seit geraumer Zeit davon. Also wandern wer durch die "Fressmeile" in der Innenstadt, wo sich Restaurant an Restaurant reiht und der Maître oder die Speisekarte oder beide dich von der Straße ins Restaurant zu locken versuchen. Schließlich finden wir ein Lokal, wo wir draußen im Halbschatten sitzen können. Ein enges Gässchen, urgemütlich. Die Bedienung ist ausgesprochen freundlich, spricht perfekt englisch, das ist hier in der Touristenstadt Lagos sowieso die zweite Landessprache. Und endlich kommt Ulla zu ihrer Fisch-Cataplana. Solltest du eine Cataplana noch nicht kennen: Das ist ein kupfernes Universalkochgerät stammt hier aus Portugal, sieht aus wie ein WOK mit spiegelbildlichem Deckel, den kann man mit zwei Klammern fest auf dem Unterteil befestigen. Man verwendet das Ding traditionell (ähnlich wie bei uns den Römertopf) zum Backen im Ofen, auf dem Gasherd oder auf offenem Feuer. Wenn du gerne Fisch- oder Muschelgerichte zubereitest, geht das in der Cataplana besonders schonend. Stimmt: Der Geschmack ist ausgesprochen intensiv, alles ist frisch und duftet, dass du es beim Lesen sogar riechen müsstest... |
|
Unser
Fazit: Lagos ist urgemütlich, die Innenstadt hat Flair. es gibt viel gut erhaltene und/oder restaurierte Gebäude. Der Hafen ist sehenswert, du kannst aber auch von der Straßenseite am Kanal entlang pilgern und dich auf einer der zahlreichen Bänke ausruhen und einfach gucken; es wird nie langweilig. |
Solltest du also mal dort unten sein, kannst getrost mal dorthin fahren. Wir werden das ganz sicher wieder machen. Nach knapp zwei Wochen fahren wir weiter nach Silves. Da waren wir noch nie... |
|