Der fast regenfreie Langzeiturlaub


Silves 1
 

 

 

   
Von Lagos kannst du rüberschauen nach Portimao. Das liegt auf dem Weg nach Silves.
Von Portimao hören wir, dass der Stellplatz am Hafen wiedereröffnet hat, im neuen Gewande.
Wir haben in Portimao das eine Mal, als wir da am Hafen standen, gute Erfahrungen gemacht; es war ruhig, du bist im Handumdrehen am Wasser oder in der Stadt, und du kannst ausgedehnte Spaziergänge unternehmen.
Warum also sollten wir uns nicht nochmal dorthin begeben?

Also wieder auf die stark befahrene N 125, sie führt nicht dicht am Meer entlang, weil nicht nur Golfplätze im Wege wären (im Bereich Portimao sind allein 4 davon), sondern weil vor allem der hier sehr breite Fluss Odiaxere, in den auch noch der Rio Farelo mündet, einen vernünftigen Straßenbau behindert.

Nördlich von Alvor geht die N 125 mitten durch einen der Golfplätze, kurz dahinter kann man nach Alvor abbiegen.



 


Silves liegt nicht am Meer



 
Tun wir spontan, weil man angeblich dort auch gut am Meer stehen kann.

Nach endloser Verfranserei und 'Wenden auf engstem Raum' auf einem Hinterhof stehen wir schließlich hinter einer Düne, von wo aus du das Meer allenfalls vermuten, aber nicht sehen kannst. Nee - hier hab ich keine Lust zu stehen. Alles eng und - nee... Habe Fluchtgedanken.

Nach dem Wenden sehen wir Leute, die mit dicken Taschen bepackt in Badelatschen an langen, toten Straßen entlang wandern. Das müssen Hotelgäste auf dem Weg zum Strand sein. Buah! Geht es noch trister?

Die ganze Ecke hier in Alvor ödet mich einfach nur an, ich will umgehend weg.

Zurück auf die N 125 brauchen wir dann Gott sei Dank nicht mehr, auf der Av. V3 geht es flott, und schon stehen wir am Stellplatz in Portimao.
Er ist umzäunt und somit einigermaßen gesichert. Gefällt uns.

Gut auch: Es gibt eine Schranke, dazu gehört ein freundlicher junger Mann, der uns auf englisch begrüßt und 4 Euro kassiert. Auch gut.
Dann denke ich, ich bin auf dem Gelände eines namhaften europäischen WOMO-Händlers. Zählen kannst du nicht, wie viele Fahrzeuge da stehen, aber weit von 300 ist man da nicht entfernt. Und trotzdem gibt es überall noch freie Plätze.

Als wir uns dann einem nähern: Schon wieder diese Blicke, die wir eigentlich nur vom Camping her kennen - du weißt, was ich meine.
Schließlich lassen wir uns auf einem Wiesenstück fallen, da geht beim 20 m entfernt stehenden Nebenmann die Tür auf und er lässt seinen Riesenbello raus.
Nachtigall, ik hör dir trapsen, auch er will uns nicht. Wir ihn auch nicht.

Wir stellen uns ganz vorn auf den geteerten Bereich. Da ist es ruhig und es ist jede Menge Platz. Trotzdem: Keine Wohlfühlatmosphäre.
Morgen sind wir hier wieder weg...



 
Neuer Morgen - rasch entsorgen...

Nach getaner Tat sind wir bald wieder auf der überfüllten N 125. Der folgen wir, überqueren den Rio Arade und sind kurz danach an der Abzweigung zur N 124-1 nach Norden.
Auf der unterqueren wir die A 22 - zu der muss ich unbedingt noch was sagen - und sehen nach ca. 8 km Silves.


 



von der A 22 kommst du von oben rechts auf der N 124-1 herunter nach Silves



 

Ich hab ja schon mehrmals erwähnt, dass die N 125 so stark befahren ist.
Von unserem Stellplatz in Lagos aus haben wir 24 Stunden den Betrieb auf dieser N aus ca. 200 m Entfernung beobachten können. Es gab nie auch nur eine einzige Sekunde, wo du mal kein  Auto gesehen hättest; wohl aber jeden Tag viele Stunden, in denen lange Autoschlangen von Kreisel zu Kreisel krochen. In beiden Richtungen.

Irgendwann in diesen miesen Krisenzeiten hat sich die portugiesische Regierung einfallen lassen, wie das schlaffe Staatssäckel praller werden könnte:
Durch die Erhebung einer Maut auf der A 22 ab Dez. 2011.

Mit Spanien war zwar abgemacht, dass die "Algarve-Autobahn" wegen des regen Grenzverkehrs von Arbeitnehmern aus Spanien Richtung Portugal und umgekehrt mautfrei sein und bleiben sollte, das war aber lange vor der Finanzkrise. Die portugiesischen Autofahrer boykottieren nun größtenteils die A 22 und fahren lieber Schlange auf der N 125.

Das hat neben den hohen Preisen auch noch folgenden Grund:

Wenn du die A 22 benutzen willst, hat die portugiesische Bürokratie dermaßen komplizierte und vor allem zeitraubende Hürden eingebaut, dass du es alsbald vorziehen wirst, lieber 2 Stunden in der Schlange auf der N 125 zu stehen als nach 2 Stunden Wartezeit unverrichteter Dinge das Postamt wieder zu verlassen, das du zum Zwecke der Maut-Entrichtung aufgesucht hattest.

Eingeweihte prophezeien, dass es im Sommer zu 4-stündigen Wartezeiten an der ersten Tanke in P, wo du ebenfalls dein Ticket kaufen, deine Box leihen oder kaufen und aufladen kannst, kommen wird. Oder auf den nahe gelegenen Postämtern, da geht's auch. Wehe wenn dann auch noch Rentnerzahltag ist...

Auch unsere deutsche Tierärztin in Espiche, westlich von Lagos, und ihr ganzes deutschsprachiges Team war nicht in der Lage, uns verbindlich zu erklären, wie man die Maut für die A 22 ordnungsgemäß entrichtet. Und als ein WOMO-Kollege anfangs bei einem Postamt seine Maut bezahlen wollte, schickte der Beamte ihn zu einer 50 km entfernt gelegenen Poststelle; die sei für Ausländer zuständig.
Eins scheint klar: Die Kosten für die Mauterhebung und -verwaltung werden höher sein als die Maut-Einnahmen.

Dann hörten wir, dass das Maut- oder besser: Kennzeichen-Erfassungssystem ausländische Kennzeichen überhaupt noch nicht erfassen könne. Nun, darauf haben wir uns dann verlassen:

Wir sind die A 22 mehrmals gefahren, einmal "von rechts bis links", also die ganze A 22, mal längere, mal kürzere Strecken, ohne Maut zu bezahlen. Nun, nachdem wir wieder daheim sind, warten wir jeden Tag auf den Zettel aus Portugal.

Wenn du mal lachen oder den Kopf schütteln willst: Google mal "Maut A22 Algarve" - die Gültigkeitsdauern und die möglichen Bezahlweisen für die unterschiedlichen Tickets sind dermaßen verwurschtelt&kompliziert, dass du die Schlangenfahrer auf der N 125 sofort verstehen wirst.



 


im Hintergrund ist unser Stellplatz, du kannst das BABY vorn erkennen



 
Einen richtig offiziellen Stellplatz gibt es nicht in Silves. Aber auf den großen Parkplätzen beiderseits des öffentlichen Hallenbades werden WOMOs geduldet.

Und so stehen auf beiden Plätzen zusammen ca. 60 bis 80 rollende Heime, die von der Stadt wohl auch deshalb toleriert werden, weil hier eine Menge Kaufkraft zusammen kommt.
Schön wär's, wenn man eine offizielle Ver- und Entsorgung einrichten würde.

Wir stehen also nah am Hallenbad und haben einen guten Überblick über den Vorplatz, auf dem immer was los ist.

Heute findet sich bemerkenswert viel Volks ein, vom Alter her überwiegend grauhaarig oder getönt, dann werden ein breites gelbes und ein hohes grünes Gummitor aufgeblasen, ein Podium errichtet, eine Lautsprecheranlage installiert.
Da haben wir von Silves noch nix gesehen, geht es hier schon los.


 


so langsam füllt sich der Platz vor dem Hallenbad



 



die zu heiß gebadete Vuvuzela macht sogar Töne



 

Wenn ich das Plakat (o. r.) richtig deute, dient das ganze Unterfangen der Volksgesundheit; es soll was für den Kreislauf getan werden.
Finden wir richtig gut.

Auf besagtem Papier ist ein 5,5 km langer "kleiner Rundweg" rot eingezeichnet, den gilt es, per pedes in individuell angepasster Zeit abzuschreiten.

Nachdem ein Vorturner oben von der Tribüne aus die Leute angefeuert und warm geturnt und ein bunt bekleideter Mann mit einer Art portugiesischer Vuvuzela die Massen ebenso erschreckt wie erheitert hat...



der Startschuss ist gefallen...



 

...machen sich hunderte von Leuten strammen Schrittes durch das gelbe Tor auf den Weg um die sehenswerte Stadt.

Nach einer knappen Stunde tauchen die sportlichsten Marschierer wieder auf, der Einlauf erfolgt durch das grüne Zieltor; doch es dauert sicher noch 2 weitere weitere Stunden, bis die letzten eintrudeln.

Egal wie lange jeder braucht, er bekommt zur Belohnung zwei dicke saftige Apfelsinen.

Uns beeindruckt diese Begeisterung, mit der so viele Menschen an dieser Veranstaltung aktiv mitmachen.
Und auch, dass sämtliche Apfelsinenschalen, Butterbrotpapiere und Dosen (hier gibt's noch keinen Dosenpfand, Herr Trittin) säuberlich in Papierkörben landen.

Eine Stunde später sind alle weg, die Gummitore sind  abgebaut, Tribüne und Lautsprecheranlage ebenfalls.
 

Für heute haben wir genug, wir machen natürlich die ersten Erkundungsrunden mit unseren Hausgenossen rund um die große Schwimmhalle und lassen es dann gut sein.

 



...and the winner is...


 

   

 

===> Silves 2