IM LAND DER VULKANE

Zentralmassiv - Auvergne


Zum-auf-die-Bäume-Klettern

 

 

 

Der "Viaduc-de-Garabit" ist eine beeindruckende Eisenbahnbrücke, deren Fertigstellung eine wichtige Bahnverbindung zwischen Clermond-Ferrand (da kommen wir später noch hin...) und Beziers ermöglichte.
Um die Brücke ranken sich einige Anekdoten.
Eine davon:

Das Vertrauen in die Stabilität der damals gewagten Talüberquerung war so gering, dass der Lokführer, der als erster mit seinem Zug hinüber fahren sollte, sich weigerte, weil er fest davon überzeugt war, dass das Gebilde unter der Last zusammen brechen und er samt seinem Zug hundert Meter tiefer auf dem Talboden zerschmettert oder in der Truyère ertrinken würde.

Ein Freiwilliger übernahm dann den Job. Erfolgreich, wie man sieht.



beeindruckend: der Viaduc de Garabit, südl. von St.-Flour


 

Hier kann man in etwa die Ausmaße des Viadukts abschätzen. Sie sind schon gewaltig! Ca. 100 m hoch und über 500 m lang.

Was ich erst kürzlich erfuhr: Gustave Eiffel's Vorfahren waren Deutsche aus Marmagen. Und als die Familie um 1700 und ein paar Kleine herum nach Paris auswanderte, nahm sie den Namen ihrer Heimat an; Marmagen liegt in der Eifel.
Das 2. "f" wurde dann wohl für die Franzosen hinzu gemogelt.
Man hat, wie ich schon sagte, eine eigene Autobahnabfahrt gebaut, um an den Aussichtspunkt für diese Brücke zu gelangen. Außerdem wurde ein großes Gebäude errichtet, in dem man sich über Planung und Durchführung des Bauvorhabens schlau machen kann.

Machen wir auch, und dann hat der Besuch der Brücke für uns - speziell für mich - noch einen weiteren Effekt.

Wir finden einen kleinen Prospekt, in dem ein 'Hochseilgarten' angepriesen wird. Und da mich die 3. Dimension, wie du vielleicht schon gelesen hast, immer fasziniert, will ich unbedingt dorthin, auch mal "den Affen abgeben".

Ulla kennt diesen großen Wunsch von mir, wir haben schon mehrfach drüber gesprochen und sie hat nix dagegen, so lange sie nicht selbst da hoch soll. Nein, soll sie nicht!

Wir fahren noch einige km weiter, verlassen bei St. Flour die Autobahn, fahren in nordwestlicher Richtung auf der D 926 bis Murat. Es ist Spätnachmittag, drum suchen wir hier den ausgewiesenen Stellplatz. Der liegt direkt am Bahnhofsvorplatz, kostet nichts, liegt ja auch nicht eben idyllisch, aber für eine Nacht ok.

Ortsbesichtigung von Murat: wenig aufregend, außer dass es überall steil bergauf/bergab geht; aber meine neue Hüfte, die ich im Frühjahr bekommen habe, meckert nicht.

Am folgenden Morgen fahren wir auf der N 122 nach Super-Lioran, das ist, wie der Name schon ahnen lässt, ein 100%iger Wintersportort.

 


Super-Lioran mit dem ebenso unvermeidlichen wie hässlichen Hochhaus

Für den Sommer hat sich die Gemeinde für Leute wie uns was einfallen lassen; unter anderem besagten Hochseilgarten. Der liegt zu Füßen des "Plomb du Cantal". Ich bin am Ziel :-).

 

in dem kleinen Wäldchen links versteckt sich der Hochseilgarten

 

Minuten später stehe ich im Kletterdress bereit. Mein verstohlener Rundumblick zeigt mir: Hier ist niemand älter als ich... Das macht mich aber nur einen ganz kurzen Moment nachdenklich, außerdem kennt mich hier keiner :-).

Bevor man dich auf die Bäume (los)lässt ist eins obligatorisch:
Du wirst gruppenweise von einem Instruktor eingewiesen in den rechten Umgang mit Seil und Sicherung; außerdem musst du per Unterschrift bestätigen, dass du instruiert worden bist. Das ist richtig und wichtig, damit du dir keine Knochenbrüche holst, und wenn, dass die Versicherung zufrieden ist. Wahrscheinlich muss sie dann nicht zahlen.


Was sich hinter den "Parcours Aventure" verbirgt - eben das will und werde ich rauskriegen.


Die Einweisung geschieht auf einem Mini-Parcours, der befindet sich ca. 30 bis 80 cm über dem Boden, aber alle später vorkommenden Sicherheitsvorkehrungen, Schwierigkeiten und Griffe werden hier genauestens erklärt und vom Instrukteur (links der dunkel gekleidete junge Mann) gewissenhaft, ja geradezu pingelig überprüft.

Erst danach darfst du auf einen beliebigen der 6 Parcours - der Schwierigkeitsgrad steigert sich von 1 bis 6. Ich schaue mir Nr. 1 an; hier turnen die 4-6-Jährigen. Ich beschließe für mich:

Erst Parcour 2 zum Üben, dann 4, da bewegt man sich dann doch so um die 4 bis 6 Meter über dem Boden, und dann 6. Da ist man dann um die 10 bis 15 Meter hoch in den Wipfeln und ziemlich einsam, wie ich später feststelle. So:

"Jane, Tarzan kommen..!"

 

 

 

 

Kurz drauf stehst du dann eine Etage höher... schon mit recht gutem Überblick

Und schon erklimme ich die erste Leiter. Immer hübsch sichern, das ist das A und O. Sieht gemütlich aus, ist trotzdem anstrengend, weil die dicken Sprossen zum Festhalten nicht gut taugen.

 



das will ich auch!!!



na also - "Tarzan im Lodenmantel"

 

 




wie der Affe auf'm Schleifstein dackelst du 20 Meter hinüber


Der "Königsparcour" 6 führt dich in schwindelnde Höhen...

 ich stehe kaum erkennbar auf dem obersten Podest...

 

 

und hier geht es gleich mit Karacho in's Netz...

 

 


...dann geht es ab nach rechts
 

ziemlich weit oben in der Mitte...

 

 

 



 ...von dort musst du dich rechts zum Baum hinüber hangeln

 

         
             hart am Rand meiner Kräfte...

 

Für mich ist hier das hier links die schwierigste Passage; diese schlabberig aufgehängten Eisenringe bringen mich an den Rand meiner Kräfte. Und immer wollen meine Beine in den Spagat...
Ich baumele etwas hilflos hin und her und versuche, den nächsten Ring mit dem Fuß zu treffen, dabei werden meine Armmuskeln langsam taub. Nur nich schlapp machen. Sollten die Kräfte versagen, hängst du hilflos am Sic´herungsseil und die allgegenwärtigen Hilfssheriffs müssen dich bergen.
aber noch geht es, und natürlich werde ich genau beobachtet:

Von unten höre ich französische Ratschläge eines Instrukteurs. Mir schwillt hier oben der Kamm, denn ich verstehe überhaupt nix. Dann ruft Ulla mir zu, was er meint: Ich stehe verkehrt herum in den Ringen - also zurück, 180 Grad drehen und andersrum noch mal neu anfangen. Jetzt geht es besser, etwas.

Nach endlosen Minuten bin ich drüben. Jetzt hab ich aber auch die Faxen dicke, gottlob war dies auch das letzte "Hindernis" von Parcour 6. Ich würde aber auch kein weiteres mehr machen.

K.o., aber trotzdem absolut happy, liefere ich meine Ausrüstung ab und gehe mit kraftlosen Gliedern zusammen mit Ulla, die diese Fotos gemacht hat, wieder zum BABY.

Trotzdem steht für mich fest: Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich es wieder machen - wenn man mich dann noch lässt.

Da oben in der Höhe herum zu turnen, das ist einfach unbeschreiblich.

Also liebe Familien und Singles:

Wer selbst Lust hat und/oder über Nachwuchs so ab ca. 5 Jahre verfügt, und wem 800-m-Rutschbahn, Go-Kart, Hiking, Surfen, Wildwasserkanu, Paragliding... nur ein müdes Lächeln abgewinnen: Versuch es doch mal mit so einem Hochseilgarten! Das ist wie eine Kombination von allem :-) .

 

À-propos Paragliding:

Unsere nächste Etappe ist die, welche wir ganz zu Anfang ansteuern wollten und aus Wettergründen ans Ende unserer Reise verschoben hatten:

Die Gegend, aus der das VOLVIC-Tafelwasser kommt. Das ist die nördliche Auvergne mit dem Hauptanziehungspunkt Puy de Dôme, dem erloschenen Vulkan, von dessen Spitze aus du einen herrlichen Blick hast ins gesamte Umland des Parc Regional des Volcans d'Auvergne. Und von dem aus bei gutem Wetter täglich hunderte Paraglider ins Tal hinunter schweben oder, wie die Möwen die Aufwinde nutzen und etwas oberhalb der Bergkante fast beliebig lange hin und her schweben.

Vor zwei Jahren bin ich mal mit so einem der Paraglider im Huckepack von dort oben hinunter geflogen. Die Jungs, die das machen, sind regelrecht süchtig, und das kann ich irgendwie verstehen.

 

 

===> Auf dem Puy de Dôme