IM LAND DER VULKANE

Zentralmassiv - Auvergne


Rollertour mit Hindernis entlang der Tarn

 

 

 

Obwohl man immer "die" Tarn sagt, heißt es auf französisch "le", also "der" Tarn. Aber uns ist der weibliche Artikel so ans Herz gewachsen, dass ich ihn beibehalte.

Jeder, der die Tarn von Millau an aufwärts reist, kommt durch die bekannten "Gorges du Tarn", tief eingefressene Schluchten, durch die der Fluss mal brausend hinabstürzt, mal ruhig dahin fließt. Und irgendwann landest du dann in den Cevennen, wo es heute noch Wölfe gibt.

Die Tarn fließt von Millau aus mehr oder weniger nach Westen; von Roquefort aus ist es nur ein Katzensprung von ca. 10 km bis nach St. Rome-de-Tarn, der ersten Etappe bis zur Tarn.

Auf halbem Weg sehen wir links einen Hinweis zu einem Dolmen; sehen wir uns an, klar. Und immer wieder stehst du vor der Frage: Wie haben die damals bloß diese schweren Brocken bewegt?

Der kleine beschauliche Ort liegt an der Südseite des Flüsschens; er hat viele Besucher, in der Nähe ist ein Camping; einen Stellplatz finden wir hier nicht auf Anhieb.
Macht auch nichts, wir wollen eh nur kurz hier bleiben und durch einige der schmalen Gässchen schlendern; eine Kleinigkeit zu essen kaufen wir noch, dann fahren wir hinunter zum Fluss, überqueren ihn und biegen sofort hinter der Brücke links ab.

Jetzt sind wir auf der nördlichen Seite der Tarn, die schmale Straße verläuft fast immer dicht am Flussufer nach Westen.
 




hier fließt die Tarn völlig ruhig, weil sie gestaut ist

Auf den nächsten 15 km entdecken wir unzählige wunderschöne Fotomotive; immer wieder halten wir an und bestaunen die wilde Schönheit des Tarntales - mal von ganz weit oben, mal fast auf Flussniveau.

Kein Wunder, dass wir fast 1 Stunde für diese Strecke brauchen.

 

 



fast märchenhaft

 

 

Im Hintergrund erkennt man das kleine Wasserkraftwerk, an dem wir nachher auf die andere Flussseite wechseln 



'der' Loreley - *hihi*

 

Nach ca. 15 km überqueren wir die Tarn an dem kleinen Wasserkraftwerk und fahren ungefähr 2 km ein enges Sträßchen recht steil bergauf. Dann stoßen wir auf ein etwas größeres Sträßchen und schlagen die grobe Richtung wieder zurück nach St. Rome-de-Tarn ein. Entfernung bis dorthin: 13 km.

Mit dem Roller no problem. Aber zu Fuß...

Wieso? Ein Platter, hinten, und natürlich ausgerechnet etwa am weitesten Punkt vom Baby entfernt. Ein spitzer Splitstein hat sich durch den Reifen gedrückt und steckt noch drin.

"Kein Baum - kein Strauch" wäre gelogen: "Nur Baum - nur Strauch", das trifft die Sache genau. An der Einbiegung gerade stand ein Schild nach rechts in die andere Richtung: "Melvieu 1 km". Ohne lange zu fackeln machen wir uns zu Fuß dorthin auf, den Roller müsste man schon auf einen LKW laden, um ihn zu klauen - also lassen wir ihn am Straßenrand stehen.

WOW: Da steht ein Haus, das haben wir vorhin glatt übersehen. Ich klingele, die Bimmel funktioniert auch, aber Schweigen im Walde. Um diese Zeit sind die Leute natürlich arbeiten.
Enttäuscht gehen wir weiter, und nach 100 m noch ein Haus. Und was sehen wir: Da sitzen doch tatsächlich 4 Leute hinten im Garten am Tisch!
Ich rufe rüber, ob uns vielleicht jemand helfen könnte, wir hätten...blabla...

Ja, und dann erlebst du, wie Franzosen sind!

Erst mal bedauern sie unser Missgeschick, wir müssen uns mit an ihren Tisch setzen, sie bieten uns zu trinken an und fragen, wo wir genau herkommen.

Das Ehepaar, dem das Haus gehört, hat frisch Besuch aus Paris, die beiden sind mit dem Motorrad hier. Kollegen sozusagen.
Ganz sicher stören wir, da steht sogar noch das unausgepackte Gastgeschenk auf dem Tisch! Uns ist das peinlich, das sagen wir auch. "Pas d' probleme!" kommt die mehrstimmige Antwort.
Kurzerhand verfrachten sie uns in ihren PKW, die beiden Herren fahren uns nach Roquefort. Der Fahrstil unseres "Retters" ist urfranzösisch, mir würde Ulla sofort kündigen, das ist man sicher. Nach ca. 20 Minuten sind wir am Stellplatz.

Wir entern sofort das BABY und fahren zurück zum Roller; das "Zwei-Häuser-Kaff" heißt übrigens  Le Planol - du kannst ja mal danach suchen (°;°).
Natürlich wollen die netten Franzosen nichts für ihre gute Tat, drum beschenken wir das 12jährige Töchterchen des Hauses und lassen ihnen auch den frisch gekauften Roquefortkäse da.

Sie freuen sich, wir sind happy, laden den Roller auf's BABY, verabschieden uns wie von alten Freunden und fahren zurück zum Stellplatz.

Jetzt kennst du wieder einen der Gründe, warum wir Frankreich und die Franzosen mögen...(trotz der intimen Parkweise manchmal).

Morgen muss ein neuer Reifen her. Da Roller in Frankreich beliebt sind, wird das kein Problem sein. Stimmt, am nächsten Tag ist unsere TPH neu besohlt.

 

Zwei Tage sind wir noch in Roquefort, dann fahren wir über Millau auf die nach Norden führende A 75; da bleiben wir erst mal ca. 100 km drauf, bis wir links eine rotbraun angestrichene riesige Brücke sehen: Der "Viaduc-de-Garabit". Unverkennbare Handschrift des Architekten: Gustave Eiffel, der ist uns auf unseren Reisen ja schon mehrfach begegnet.

Es gibt eine eigene Autobahnabfahrt zu einem eigenen Aussichtspunkt, nur für diese Brücke. Die nehmen wir.

===> auf die Bäume, ihr Affen...