IM LAND DER
VULKANE
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Ich
marschiere forsch den Weg zurück Richtung Bergstation, um wieder
hinunter zu fahren. Zwischendurch bin ich überhaupt nicht sicher, dass ich
auf dem richtigen Weg bin, denn die Leute biegen an einer Abzweigung alle
nach rechts ab, ich bilde mir aber ein, von geradeaus gekommen zu sein. Fehlte noch, sich wie ein Flachland-Depp im Nebel in den Bergen zu verlaufen! Mein vorsichtiger Griff in die Hosentasche verrät mir, dass ich ja auch noch das Handy dabei habe. Klug, was? Ulla hat das zweite im BABY, also, im Falle des Falles... |
Aber da kommt eine Stelle, die ich genau wieder erkenne, hier geht es steil links hoch, dann noch ein paar hundert Meter, dann bin ich da. Nu ja, die "paar Hundert" mausern sich dann doch noch zu guten 20 Minuten Berg und Tal, aber dann taucht aus dem Nebel wieder das Bild auf, das du ja schon oben gesehen hast. Ich bin wieder an der Bergstation, etwas außer Atem, aber gleich geht es ja gemütlich wieder runter. |
PUSTEKUCHEN!
Die Tür zur Station ist hermetisch verriegelt, ja es hängt nicht mal
eine einzige Kabine am Seil! Ich finde ein kleines Schild: *Letzte
Talfahrt mittags um 12:15 Uhr* (jetzt isses eins) - *nächste Talfahrt ab
15:30 Uhr*. Fein, aber so lange hab ich keine Lust zu warten. Was andere können... Mein suchender Blick durchs Fernglas verrät mir: Da steht ein WOMO genau quer vor uns und hat außerdem unsere Sicht verbaut hat. Hab ich's nicht gesagt?! Chrrrr! Ich mache mich zu Fuß hinunter. Vorteil: Ich kann jederzeit stehen bleiben und mir die Welt ansehen. Und Fotos machen, ohne dass die nachher halb blind sind, weil ich durch die abgegrabschte Scheibe der Kabine fotografieren muss. Hat doch alles sein Gutes :-). Mehr zufällig entdecke ich in eine riesige Herde, die ich erst mit dem 12fach-Zoom meiner Canon als Schafe ausmache. Und hier siehst du nur etwa ein Drittel davon. In dieser Gegend wird die Milch für den St.-Nectaire-Käse gemacht: Der Käse ist übrigens weich wie junger Gouda - aber im Gegensatz dazu hat er einen absolut würzigen Geschmack.
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Nach
einer satten dreiviertel Stunde bin ich wieder unten. Leicht verschwitzt vom
dauernden Bremsen und mit etwas zittrigen Knien. Bin ja auch nicht mehr so neu.
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Da wir dem neuen Nachbarn genau auf den Tisch gucken, fahren wir unser BABY an eine andere Stelle. |
Es ist erst früher Nachmittag, wir kennen den Ort Besse noch überhaupt nicht, obwohl wir jetzt schon den 4. Tag hier stehen. Wir scootern gegen vier Uhr die 7-8 km dorthin. |
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Besse-en-Chandesse - ich sag einfach "Besse", ist ein Ort mit überaus
positiven Überraschungen. Du glaubst dich teilweise ins Mittelalter zurück versetzt: Enge Sträßchen, Kopfsteinpflaster und kleine, oft einzeln stehende Häuser. Viele Touristen sind unterwegs und beleben den Ort mit den zahlreichen Geschäften, in denen du die typischen auvergnatischen Produkte bekommst. Und irgendwo im Städtchen ist Markt, hier ist alles zu kriegen, vom Strickpullover über Gurkenhobel bis zu französischem Nougat. Wir kaufen uns ein paar der knallharten luftgetrockneten Würste. Wenn die so schmecken würden wie sie aussehen, käme ich nie auf die Idee, so eine zu kaufen. Aber richtig zerlegt schmeckt sie ausgesprochen aromatisch: Du musst diese Hartwurst in hauchdünne Scheibchen zerlegen: bist du zu gierig und säbelst dir ein ordentlich dickes Stück ab, beißt du bis zur Kaumuskelstarre drauf rum, anschließend quälst du auch noch minutenlang die Zahnbürste... Ist kein Genuss. Also kaufen wir auch ein dazugehöriges Messerchen. Im BABY wird die Wurst also fachmännisch aufgeschnitten, so wird sie regelrecht zur Delikatesse; vielleicht hilft mein Hunger da auch noch mit. |
Mich
beeindruckt der Ständer für die Speisekarte eines kleinen Restaurants. Der Motor dieses Gefährts, das zuletzt offensichtlich in der Regel von 1 PS gezogen worden ist, saß ursprünglich in dem Kasten. Antrieb über eine Kette auf die Hinterachse. |
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Besse strömt eine entspannende Behaglichkeit aus. |
Da
es auch einen Supermarkt gibt, kaufen wir dort den Rest, den wir im
Ort nicht bekommen haben. Uns fällt ein Plakat auf, auf dem für die nächsten 3 Tage für eine Art Volksfest am Lac Pavin geworben wird. Da soll altes Handwerk demonstriert, heimische Nutztiere ausgestellt und tolles Essen angeboten werden. Da wollen wir morgen hin. Der Lac Pavin ist ein fast kreisrunder Kratersee, den ich schon gesehen und fotografiert hatte, als ich mal auf den abgeflachten Vulkankegel oberhalb von Super-Besse geklettert war. Du kannst am unteren Rand ein Haus sehen, ein Restaurant. Links führt am Waldrand eine steile Straße zwischen den Bäumen hoch. Dort oben soll das Fest steigen... Also morgen. |
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