Die "andere" Jahreszeit

La Marina(2)
 

 

 

 

Angedeutet hatte ich es ja schon:

Die sehr schöne Umgebung von La Marina, vor allem das Naturschutzgebiet, das die stillgelegten Salinen von Sta. Pola mit einschließt.

Wir lassen uns von dem "für diese Jahreszeit viel zu kühlen Wetter" (hihi, ich denke an Deutschland) nicht verdrießen, ziehen uns warm an und rollern einfach auf der N 332 in Richtung Sta. Pola.

Die Straße führt mittenmang durch das Naturschutzgebiet, du brauchst nur anzuhalten; mit dem Roller ist das ja einfach, wir biegen bei der nächsten Gelegenheit rechts rein, ignorieren das Durchfahrtsverbotsschild, und schon landen wir an einer der Schlüsselstellen der alten Salinen - einem Häuschen, von dem aus man den Zu- und Abfluss des Meerwassers regulierte.

In einiger Entfernung liegt ein Riesenhaufen Salz, an den pirschen wir uns auch noch ran, bevor ein Auto anhält und die knarrende Stimme heraustönt: "Prrrrivado!"

Wir trollen uns und fahren weiter Richtung Sta. Pola, da gibt's davon noch mehr, das sehen wir aus der Entfernung.


im Vordergrund ein Kanal für die Zufuhr des Meerwassers zu den Salinen
 

 



Saline mit blauem Wasser; meist aber ist es rötlich
 

 


Salz - Salz - Salz
 

 

Super: Hier sind Beschriftungstafeln, wir lesen sie und verstehen sogar etwas.

Am Strand liegt ein verrotteter Kahn; mit solchen Booten wurde früher das Salz an die Schiffe transportiert, die weiter draußen auf Reede lagen und wegen des Tiefgangs nicht näher ans Ufer konnten.
Ausgebaute Häfen gab es hier noch nicht.


verrotteter Salzkahn

 


wer fährt hier bloß mit dem Auto lang?

 

Natürlich landen wir letztlich wieder am Strand, an dem wir mal in Ruhe und ohne Hündchen entlang wandern. Wirklich weitläufig.


 
Diese lustigen Gesellen faszinieren uns besonders:
Sie laufen mit einem Affentempo an den auslaufenden Wellen entlang und picken angeschwemmte Kleinstlebewesen auf. Wir staunen immer wieder, wie geschickt sie den höheren Wellen ausweichen. Wenn man ihre Beinchen nicht sieht, läuft der Pulk wie auf Rädern - wie gesagt, in einem rasanten Tempo.

Trotzdem beobachte ich, wie eine von ihnen von einer Welle erfasst und einfach  angeschwemmt wird. Mühsam rappelt sich das gefiederte Etwas wieder auf, schüttelt sich das Wasser aus dem Gefieder und macht weiter, als wäre nichts gewesen. Schwimmen können die Kerlchen nicht, umso erstaunlicher ihr an Harakiri grenzendes Futtersuchverhalten.



 

Und dann kommen wir wieder in den Kiefernwald.
Ulla bleibt wie angewurzelt stehen und zeigt auf einen der Bäume. Den sehe ich auch...?



das ist nicht etwa ein Vogelnest...
 

 


Erst beim dritten Hinsehen entdecke ich, was sie meint:

Es handelt sich um die schon mal erwähnten Kiefernprozessionsspanner, genau genommen um seine Larven.
Eingesponnen in ein dichtes Netz entwickeln sich aus den Eiern diese behaarten Raupen, deren Haare so schlimme Verätzungen auf den Schleimhäuten hervorrufen.


...sondern das Brutgespinst des Kieferprozessionsspanners mit Eiern und Larven
 

 


 

 

Und weil es so hübsch fies ist, hier noch ein Foto.

Spontan beschließen wir:

Unsere Hunde bleiben fortan raus aus'm Wäldchen, denn wir sehen jetzt, dass fast jeder Baum mehrere dieser Nester beherbergt.
Leicht angegruselt wandern wir Richtung BABY.

Gleichzeitig kommen Helga und Gerhard an ihrem WOMO an, das gleich hinter uns steht. Wir haben die beiden vor einigen Tagen kennen gelernt; sie sind - wie Ulla und ich, wie Tille und Uli, wie Gisela und Dieter, die wir ja schon seit letztem und vorletztem Jahr kennen, über Winter in Spanien/Portugal und kennen eine Menge Stellplätze, die uns unbekannt sind.

Helga hat einige Zweige mit kleinen grünen runden Früchten in der Hand. Wir fragen, was das ist: Pfeffer!

Und ich dachte immer, das Land, wo der Pfeffer wächst, sei Madagaskar...


ein Pfefferbaum

 


reifer Pfeffer am Baum wird rot

 

Der Pfeffer wird hier im Januar geerntet, dann ist er so richtig frisch grün und hat ein einmaliges Aroma.

Trocknet man die grünen Körner, werden sie schwarzer, runzeliger schwarzer Pfeffer.

Legst du die frisch geernteten grünen Körner in Salzlake, in Essigwasser, in Cognac oder in Öl ein, bleiben sie grün und werden zu dem beliebten grünen Pfeffer, den man an alle scharfen Gerichte geben kann; das haben wir, d. h. Ulla, vorhin gemacht, und ich denke gerade an ein saftiges Pfeffersteak...

Lässt man eine solche Rispe aber am Baum hängen, reifen die Pfefferkörner und ihre Fruchthaut wird rot; erntet man sie in diesem fast reifen Zustand, wässert sie und befreit sie von ihrer roten Fruchthaut, erhält man weißen Pfeffer.

So - weiße Bescheid...
 

Auf dem Weg zurück vom 'Pfefferwäldchen' sehen wir diese kleine gelbe Blume, die inmitten einer großen ausgetrockneten Pfütze ums Überleben kämpft.


diese kleine unscheinbare Blume kämpft ums Dasein
 

 

Die Tage gehen schnell vorbei.

Wir werden zwar immer wieder gefragt, ob wir uns auf Dauer in unserem WOMO eigentlich nicht langweilen. Unsere eindeutige Antwort:
Nicht eine Sekunde! So ein Tag oder eine Woche ist dermaßen schnell rum, dass wir immer wieder nur staunen.
Bei Gelegenheit kann ich dir ja mal einen Tagesablauf schildern.

Wir jedenfalls machen unseren letzten Spaziergang durch die kieferprozessionsspannerraupenfreie Urbi - morgen geht es weiter.

Nicht ganz freiwillig übrigens, denn wir werden höflich, aber bestimmt, von zwei Polizeibeamten gebeten, morgen im Laufe des Tages den Stellplatz zu verlassen. Warum?
Es geht auf Silvester zu, der Strand und seine Umgebung wird gebraucht für die unzähligen Besucher, die den Jahreswechsel am Strand feiern. WOMOS sind da nur gefährdet, und auf diese Weise verhindert man von vornherein jedweden Ärger.
Eigentlich sehr vorausschauend.

In zwei Tagen wollten wir sowieso grob in Richtung Ziegenwiese aufgebrochen, wo es kein Geballer gibt.


fertig zum Spaziergang!
 

 

 

===> La Azohia