Die "andere" Jahreszeit

Überraschung am Rocha

Porto Covo

 

   
Der Rocha Stausee liegt zwischen sanften Hügeln so eingebettet, dass man immer nur einen kleinen Teil von ihm sieht. Solltest du auf die Idee verfallen, ihn zu umwandern, mach dich auf eine Tagestour gefasst - die gesamte Uferlänge ist wegen seiner vielen Verzweigungen ganz beachtlich.
Letztes Jahr war da ein holländischer WOMO-Kollege, der stolz darauf war, in knapp 7 Stunden drumrum marschiert zu sein. Beim Anblick seiner Waden hab ich das sofort geglaubt; Menschen mit normal ausgeprägtem Gehwerkzeug dürften mindestens 4 Stunden länger unterwegs sein.

Nun war der Rocha der erste portugiesische Stausee, den wir kennen gelernt haben; vielleicht haben wir ihn deshalb in so guter Erinnerung, so dass wir bei seinem Anblick wie aus einem Munde "Aaaah!" rufen. Auch unsere Hunde stimmen  in lautes und freudiges Gebell ein.

Natürlich werden wir bei Maria an der Staumauer wieder eins ihrer Platthähnchen vom Grill verspeisen, die macht sie einfach super lecker. Dann schält sie Kartoffeln, schneidet mit der Hand Fritten draus und gart sie in der Küche. Dazu gibt's einen gemischten Salat, Brot und natürlich einen Wein. Ich bevorzuge da ein Bier. Llllecker!

 



sofort nach der Ankunft fühlen wir uns so richtig wohl

 

Die Landschaft hat einfach was Beruhigendes...



Ruhe...

 



sich einfach zurücklehnen

 

...dass du immer wieder Lust hast, sie dir anzuschauen.

Das Einzige, was uns stört, sind die zerfetzten Abfalltüten, deren Inhalt im Umkreis von etwa 50 m verstreut herumfliegt. Ich schnappe mir eine große Plastiktüte und sammle den Kram ein, nicht immer besonders appetitlich; zwanzig Minuten später sieht es wieder heimelig aus, wir können den Blick endlich genießen...
Inzwischen sind die Temperaturen doch gewaltig geklettert, es ist sonnig, wir fahren die Markise aus.
Niemand stört sich dran, wenn du Tisch, Stühle, Liegen, den Wäschetrockener und was dir sonst noch das Leben angenehm macht, hinausstellst.

Die Hunde liegen sicher angeleint unter dem BABY im Schatten, beobachten trotzdem jede unserer Bewegungen und stehen sofort parat, wenn es den Anschein hat, dass wir uns auf einen kleinen oder größeren Spazierweg vorbereiten könnten.
Der nächste größere Ort in der Nähe ist Ourique, ca. 15 km entfernt.

Da kriegt man alles, was man so braucht, es gibt einen 'Pingo Doce' Supermarkt, jede Menge kleinerer Geschäfte, Haushaltswarenläden (Ferreterias), Bars, eine Post, einen Gemeinde-Computerraum, wo man kostenlos ins Internet gehen kann.
Nur Eines hast du bisher hier nicht bekommen: Benzin. Musst du dir wegtun: Ein Ort mit über dreitausend Einwohnern - rundum wohnen bestimmt nochmal so viele - ohne Tankstelle! Die nächste war bisher in Castro Verde, Entfernung ca. 15 km. Seit diesem Jahr ist alles anders:
Wir sind fast die ersten Kunden an der nagelneuen Tanke neben dem Pingo Doce. Der junge Mann an der Kasse wird gerade erst noch eingewiesen.
   

Wir stehen den 3. Tag am Rocha, da beobachten wir zum x-ten Mal einen terrierartigen Hund mit ausdrucksvollen dunklen Augen, der uns immer wieder umkreist, irgendwann verschwunden ist und nach kurzer Zeit wieder auftaucht. Sollte er sich für unsere Mädels interessieren? Wird eh nix draus, vergiss es!

Beim Müllwegbringen in den Ort sehe ich, wie er etwa 100 m von uns entfernt aus dem hohen Gras am Wegrand herausschaut und mich mustert. Auch am nächsten Tag ist er wieder da, ganz zutraulich. Dann ist er wieder weg.

Ich gehe nochmal zu der Stelle am Wegrand und siehe da: Er hat sich unten im Straßengraben eingenistet, hat das hohe Gras geplättet und sich sozusagen "ein Bett im Kornfeld" gemacht. Darin liegt er zusammengerollt und döst.
Als er mich hört, klappen seine Schlapp-Knickohren so hoch wie es damit geht und er sieht mich ohne Scheu aus klugen Augen an.
Das ist kein wild aufgewachsener Hund, wie man sie in südlichen Ländern des öfteren antrifft. Er zeigt weder Angst noch Aggression.

Ich erzähle Ulla von dem Hund, sie schnappt sich einen kleinen Beutel, gibt Trockenfutter hinein und sagt: "Geh doch mal hin, der hat vielleicht Hunger."



ausgehungert, aber ganz lieb



Chada, ohne jede Scheu auf meinem Arm

Mach ich, er sitzt noch in seiner Kuhle, ich halte ihm auf flacher Hand einige Stückchen hin - schon sind sie weg. Er hat sie förmlich inhaliert. Die Tüte ist im Handumdrehen leer, das Tierchen ist ausgehungert.
Jetzt verstehen wir, dass so viel Unrat hier herumlag: Er hatte die Abfälle nach Futter durchwühlt.
Er folgt mir zum BABY, als wär das selbstverständlich. Dort verputzt er nochmal die gleiche Menge, leert anschließend den Wassernapf und findet es bei uns zunehmend kommod. Unsere Mädels halten respektvollen Abstand.

Als wir ihm etliche Zecken aus dem Fell entfernen entdecken wir, dass er einige Bisswunden an Kopf und Nacken hat (das waren wohl die 4-beinigen Kollegen aus dem Dorf) und wir sehen dabei auch, dass es sich bei "ihm" um eine "SIE" handelt... Diese Sorge mit unseren Mädels wären wir also schon mal los.

Große Frage: Wem gehört die Hündin und wie ist sie hierher geraten??? Vom Dorf ist sie nicht, hier wohnen nur 9 Leute, deren Alter addiert ergibt knapp 750 Jahre, mit etwa 15 Hunden; aber "unserer" gehört hier niemandem, es weiß auch keiner, woher er sein könnte. Und es kommt auch niemand, der nach dem Hund sucht.
Wir fragen beim Tierarzt im Nachbarort - er hat keine Vermisstenmeldung, die wenigen erreichbaren Tierheime sind hoffnungslos überfüllt.

Du ahnst, wie es weitergeht:

Wir nehmen die Hündin auf und geben ihr den Namen "Chada", nach dem Ort, wo wir sie gefunden haben.
   
Wir bleiben noch 2 Tage länger als geplant, in der Hoffnung, den Besitzer von Chada zu finden. Da sie aber offensichtlich nirgends vermisst wird und wir nicht halb Portugal absuchen können, fahren wir schließlich mit ihr weiter.
Unsere Hunde sind anfangs recht verwirrt, aber man toleriert sich in aller Kürze. Chada als waschechtes Terrier-Derivat will zwar kurzzeitig das Heft in die Hand nehmen, doch Ulla und ich sorgen sofort für "Gleichberechtigung" und sie lernt das sofort.

 
Unsere nächste Station ist wieder an der Küste:
Porto Covo
, ca. 10 km südlich von Sines. Ist nicht so doll weit weg von hier, eine gute Stunde gemütlicher Fahrt und wir sind da.
Der Stellplatz ist sehr groß, fast eben, geschottert, liegt direkt am Meer, hat aber außer großen Müllcontainern keine Ver- und/oder Entsorgung; trotzdem sehe ich WOMO-Kollegen mit dem Porta Potti losmarschieren, es gibt also in der Nähe eine legale Möglichkeit zur Entsorgung.
Und Wasser kann man am Waschhaus im Ort beziehen, aber da muss auch noch vorher eine Zapfmöglichkeit sein, die wir aber nicht brauchen und daher nicht suchen.

Porto Covo ist klein und sauber, ja richtig ordentlich. Das "Zentrum" ist ein großer gepflasterter Platz, fast quadratisch, umstanden von hübschen niedrigen Häusern; davor stehen Bänke, einige im Schatten gepflegter Bäume.

Es gibt einen kleinen Supermarkt, ist aber eher ein Tante-Emma-SB-Laden, eine Apotheke usw., und es gibt das schon erwähnte Waschhaus, dort kannst du, allerdings nur mit kaltem Wasser, deine Wäsche an großen viereckigen Betonbottichen waschen und sogar zum Trocknen aufhängen. Kostet nichts.
 



die Straße führt geradewegs zum Meer

 



auf der Bank vor einer winzigen Bar

 

Die Bänke gehören den Senioren, hier im Schatten ist das tägliche Pow-Wow, man beobachtet das Treiben rundum und erzählt. Alles geht ruhig und stressfrei zu, Autos oder Motorräder fahren hier nicht durch, der Platz ist Fußgängerzone.
Ruhig geht es auch am Wasser zu.

Porto Covo
hat zwar eine sehr schöne, etwa 100 m breite Badebucht mit Sandstrand...



 die Badebucht von Porto Covo


 



hier geht es fast senkrecht hinunter

 

...aber links und rechts davon solltest du weder beschwipst, noch bei Nacht spazieren gehen; und erst recht nicht beschwipst bei Nacht.



da unten ist Baden nicht empfohlen

 

Mit Chada an der Leine riskieren wir den einen oder anderen Blick hinab, überall dasselbe:
Jenseits besagter Sandbucht, kommt keine rechte Badelust auf. Vielleicht meint "PRAIA DOS BUIZINHOS" auf dem Schild ja genau das, ich hab keine Ahnung.

Zwischendurch fahren Ulla und ich mit dem Roller nach Sines, die gut geteerte schmale Straße fährt sich prima. Unterwegs sehen wir immer wieder größere und kleinere Badebuchten, die Küste ist voll davon, du kannst dir deine eigene aussuchen :-). Im Sommer mag das anders sein.

Sines liegt erhöht auf einem Felsplateau, es gibt von dort oben schöne Aussichten auf die Hafenanlagen und das Meer. Es ist zwar überall sauber und gepflegt, ansonsten haut uns Sines aber nicht vom Hocker.
Wir fragen uns durch nach einem Tierarzt, weil wir für Chada etwas gegen Parasiten brauchen; und eine Wurmkur soll sie auch bekommen.

Versorgt mit allem, was wir brauchen rollern wir zurück.
   
Drei Tage bleiben wir im wohnmobilfreundlichen Porto Covo. Wir haben gehört, dass dort Leute 3 Monate gestanden haben; why not?
Wir werden jetzt die Küste fürs Erste verlassen und uns ins Landesinnere bewegen.

Barragem de Pego do Altar
ist unser neues Ziel, ein Stausee, 100 km weiter nördlich, etwa auf der Höhe von Alcácer und ca. 25 km Luftlinie von der Küste entfernt. Am einfachsten, du gehst auf der Karte von Lissabon nach Südosten, da sind 2 Stauseen; der nördliche ist der Pego do Altar.
   
   

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===> Pego do Altar