Spanien

 -Anreise durch Frankreich bis Leucate -



 

 

Schon im Überblick verspricht Spanien eine Menge geographischer Abwechslung: Die mächtigen Pyrenäen im Nordosten, über die man auf jeden Fall muss, wenn man nach Spanien reist, die wunderschöne Sierra Nevada im Südosten, die oft kargen,
 

"Das Land, wo die Zitronen blühen"



auf der Karte zeigt sich Spanien sehr bergig
 

aber an Überraschungen reichen Hochebenen in Zentralspanien...

Beinah übersieht man da den schmalen grünen Streifen entlang der Ostküste, der von Leben (sprich: "Touristen") nur so wimmelt; du findest sie hier zu jeder Jahreszeit.





Zitronen werden auch im Dezember geerntet


Die Wintertouristen sind meist auch Langzeiturlauber, also sind sie in der Regel Rentner oder Pensionäre, die meisten sind mit Caravan oder Wohnmobil hier. Alle Nationalitäten sind vertreten, die Deutschen sind in der Überzahl.
Als "residentes", frei übersetzt: "Ausgewanderte" bezeichnet man sie, wenn  sie hier eine Wohnung oder ein Haus haben. So was konnte man in den 1970er Jahren noch "für'n Appel und'n Ei" erwerben, heute ist so ein Teil fast unerschwinglich. Aber das wird sich irgendwann ändern, so wie inzwischen gebaut wird.

Die mobilen Urlauber findest du naturgemäß meist auf einem der an der Ostküste besonders zahlreichen Campingplätze.

Auf solchen Ansiedlungen rollender Heimstätten herrschen mitunter strenge Sitten, je nach Populationszusammensetzung.
Auf welchen Platz du auch kommst:
Da begegnet dir eine kleine Gruppe besonderer Campingfreunde, und zwar mit großer Wahrscheinlichkeit in stets der gleichen Form.


Um deren Verhalten zu ignorieren musst du schon ziemlich hart gesotten sein - andernfalls aber solltest du über eine Unmenge Charme verfügen.

Dieses Phänomen besonderer Camper sind die "Platzhirsche".

Die nenne ich so, weil sie dich, wenn du auf dem Campingplatz suchend einher geschlendert kommst, schon von weitem misstrauisch  mustern und dir allein schon durch Mimik und Körperhaltung zu verstehen geben:

"Das ist  m e i n  Platz, schon seit 22 Jahren (also Langzeitcamper) - rück mir bloß nicht zu dicht auf die Pelle... und der Platz da gehört (!) meinem Freund und der andere wird morgen sowieso besetzt!! Am besten ziehst du an die andere Ecke des Platzes; oder besser: fahr' doch gleich weiter!"
So oder ähnlich 'liest' du es.

Und da Platzhirsche nun mal diese Individualdistanz brauchen, markieren sie rein prophylaktisch auch Nachbarreviere. Das geschieht wirksam mit Campingstühlen, Fahrrädern, Bollerwagen, Boulekugeln, wäschebehängten Leinen und was sonst die Tiefen der Gepäckräume hergeben; besonders beliebt: das gemietete oder gar eigene Auto samt Hänger, die brauchen jeder einen eigenen Stellplatz - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Es können sogar regelrechte Territorialkämpfe ausbrechen, vor allem um die beliebten 'Feldherrnhügel' auf der Düne, wie es sie z.B. auf den Campings bei Oliva gibt. Wenn du dich da zwischen die Falschen drängst kann dir passieren, dass du regelrecht gemobbt wirst, so lange, bis du ein Einsehen hast und dich um des lieben Friedens willen mit - je nach Selbstbewusstsein und Temperament - mehr oder weniger deutlicher Demuts-, Trotz- oder Drohgebärde trollst.

So ein Platzhirsch ist argwöhnisch bei allem was fremd ist und allzeit bereit, seinen Harem mit Zähnen und Klauen zu verteidigen.
Da er ja sonst kaum Sorgen hat, sind das auch zugleich seine größten.

Und oft genug existiert noch ein Platzhirsch-Anführer, das Silberrückenmännchen, es wird von den Clanmitgliedern vorgeschickt und zeichnet sich durch besonders ausgeprägte Abwehrhaltung Fremden gegenüber aus.

Kennt man bei anderen Primaten auch...

Gottlob sind da aber die anderen 99 % der ausgesprochen netten Mitmenschen, die überhaupt nichts dabei finden, dass du den Platz in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft samt deinen Vierbeinern belegst, mit denen du schon beim Aufbau zwanglos plauderst, während sie deine Hunde streicheln und die dir wertvolle Tipps geben ("So rum stehst du am günstigsten, da ist die beste Dusche, das sauberste Klo, das Restaurant ist super/ ist wie zu Hause/kannste vergessen, da ist der nächst LIDL, da der nächste Tierarzt, da kriegt man preiswert guten Wein..." usw.).

Mit diesem Nachbarn bist du vielleicht nur ein paar Stunden oder Tage zusammen, freundest dich in dieser Zeit regelrecht mit ihnm an und bist hoch erfreut, wenn du ihn irgendwann mal auf irgendeinem Platz irgendwo in Spanien, Portugal, Frankreich oder sonst wo wieder triffst. Die anderen triffst du ja eh nirgendwo anders.
Hin und wieder passiert es, dass du mit ihm gemeinsam zwei oder drei neue Plätze ansteuerst und man sich erst dann wieder in verschiedene Richtungen voneinander verabschiedet.
Und ganz selten entwickelt sich eine echte Freundschaft, die über Jahre besteht. Das sind glückliche Ausnahmen, und auch die haben wir erlebt.

Und die sind es auch, die dein Camperleben noch  l(i)ebenswerter machen als es ohnehin schon ist.
 


 

Wir waren etliche Male in Spanien, und dabei hat sich so nach und nach eine Anreisestrecke heraus kristallisiert, die uns aus mehreren Gründen optimal erscheint; entspricht sie doch
 
- landschaftlich
- entfernungsmäßig
- 'mautmäßig' und
- hinsichtlich der Übernachtungsmöglichkeiten
 
weitgehend unseren Vorstellungen.

Da wir in der Nähe von Köln wohnen, fahren wir über Bonn und dann auf die A61 Richtung Koblenz. Die Abkürzung Richtung Trier über Mendig direkt Richtung Mayen werden diejenigen kennen, die auch diese Route über Luxemburg nehmen.
 
Und in Luxemburg wird dann richtig voll getankt.
Das ist bei unserem BABY ein Geduldsspiel. Wenn ich mit dem Betanken  aufhöre, sobald sich die Zapfpistole bei 170 Liter zum ersten Mal abgeschaltet hat, ist der Tank nur dreiviertel voll, so sehr schäumt der Diesel; das bedeutet, es passen  dann noch 60 bis 70 Liter rein - die sind gut für etwa 400 km. Also: Schön langsam zapfen, aufpassen, dass nichts überschwappt, und immer  wieder nachlaufen lassen. Am Ende habe ich dann mindestens 235 Liter gebunkert. Damit kommen wir dann locker bis hinter Barcelona.
Unser BABY schluckt übrigens exakt 17,8 Liter auf 100 km. Hab ich das schon mal erwähnt?
 
Und weil wir schon beim Rechnen sind:  Der Diesel ist in Luxemburg nicht nur dank der Ökosteuer deutlich billiger als in Deutschland, da sind mal schnell 45 bis 50 € gespart an so einer Tankfüllung (leider ist die Differenz in den letzten Jahren mehr und mehr geschrumpft, aber trotzdem lohnt es sich noch). Dafür kriegst du - je nachdem, mit welcher "Währung" du rechnest - z.B. fast weitere 80 Liter Sprit oder einige Fläschchen guten Wein oder ein schönes Essen zu zweit oder du machst davon einen anständigen Einkauf in einem Supermarkt... :-). 
 
Von Luxemburg aus geht es jetzt über die (kostenfreie) Autobahn über Metz nach Nancy.
In Nancy-Sud verlassen wir die Autobahn und fahren über Epinal - Remiremont - Luxeuil-les-B. - Vesoul nach Besancon. An dieser Strecke wurde in den letzten Jahren eine Menge gebaut, sie ist jetzt oft vierspurig, umgeht die meisten Städte und wurde entsprechend schneller.
 
Ca. 20 km hinter Besancon (die Stadtdurchfahrt bleibt dir seit ca. 2004 ebenfalls erspart, du fährst jetzt ausgesprochen komfortabel auf einer vierspurigen Schnellstraße hindurch und sparst mindestens eine Viertelstunde gegenüber früher) kommst du durch das kleine Städtchen Quingey; aber nur, wenn du acht gibst und nicht oberhalb auf der neuen Umgehung dran vorbeifährst.
Quingey
hat einen Campingplatz direkt an dem hier angestauten Flüsschen Loue. Der Platz ist zwar ab Herbst geschlossen, du kannst aber davor, und wenn du willst, sogar darauf stehen und dort kostenlos eine oder auch mehrere absolut ungestörte Nächte verbringen. Ohne Strom und Wasseranschluss zwar - aber kann dich das als WOMO-Fahrer treffen?
 
Von Quingey führt die N83 weiter in südwestlicher Richtung über Lons s. S. (da musst du noch quer durch) und Bourg-en-Bresse (das umfährst du jetzt auf einem Ring) nach Lyon.

Ca. 15 km vor der Autobahnauffahrt kommst du durch eine große  Seenlandschaft, mitten drin befindet sich ein ausgedehntes, sehr schönes Vogelschutzgebiet.

Die dazugehörigen riesigen Parkplätze laden zur verdienten Pause ein. Übernachten wäre eine Überlegung wert, aber zum einen wird der Parkplatz abends per Schranke geschlossen - uns behagt so was nicht, zum anderen wäre es auch noch zu früh am Tag, so dass wir uns nach der Pause auf die Umgehung von Lyon begeben.

NACHTRAG: Inzwischen übernachten wir, wenn wir zeitlich richtig ankommen, gern auf dem besagten Platz, zumal er eine Versorgung/Entsorgung hat. Aber Vorsicht: Die Zufahrt ist ausgesprochen blöde abgesichert, und wenn du beim Rückwärts-Rausfahren zu früh einschlägst, zermurkst es deinen linken Kotflügel - ist mir beim Urlaub 2007/08 passiert.

Die Lyon-Umgehung ist auch wieder gratis. Wir bleiben dann trotzdem auf der (dann kostenpflichtigen) dreispurigen Autobahn. Die oft parallel zur Autobahn verlaufende RN ist nämlich keine gute Alternative, denn da reiht sich ein Industriegebiet mit Kreiseln ans andere. Das nervt und kostet Sprit, Reifen, Bremsbeläge - na ja und auch Zeit.

 



 
unsere Route von Besancon bis Lyon 
 

So fahren wir entweder durch bis Leucate, oder aber wir fahren nur bis Avignon und zweigen ab nach St. Rémy de Provence, wo wir in diesem Falle mindestens 2 Tage bleiben.

Dem kleinen Städtchen St. Rémy de Provence gilt unsere heimliche Liebe. Wir lernten diesen liebenswerten Ort mit dem 'Flair zum Anfassen' anlässlich einer Studienfahrt mit einem Leistungskurs Biologie kennen, den ich vertretungshalber für eine erkrankte Kollegin begleitete; Ulla konnte damals glücklicherweise als weibliche Begleitung mit reisen.

Seitdem waren wir jedes Jahr mindestens einmal in St. Rémy de P., und das wird auch der Fall sein, so lange wir überhaupt  verreisen.

 

 
Da wir St. Rémy de Provence sozusagen hoffnungslos verfallen sind, muss ich an dieser Stelle einfach ein paar Eindrücke los werden, eine kleine "hommage".

Wenn du diesen Ort als "kleine Zwischenmahlzeit" genießen möchtest, klicke einfach 
h i e r
  drauf, dann öffnet sich eine neue Seite. Von da aus kannst du später - wenn du dann immer noch 'Appetit' hast, an diese Stelle hier zurückkehren.
Wenn du aber (was mich natürlich sehr freuen würde) Spaß am Lesen meiner HP bekommen hast und bei Gelegenheit weiter drin herumstöbern willst, stößt du sowieso irgendwann auf meine Beschreibung von St. Rémy de P. - ist dann nur eine Frage der Zeit.

Wenn wir aber keinen Abstecher nach St. Rémy de P. machen und gleich bis Leucate durchfahren, übernachten wir auf dem Camping Municipal in Leucate Plage (nicht in Port Leucate, dort haben wir uns nach diesem Campingplatz im November mal dusselig gesucht, vergeblich natürlich). Der Platz kostet schlappe 6, mit Strom 7 €. Man kann aber auch, zumindest außerhalb der Hauptsaison, frei auf einem großen Platz hinter dem Camping stehen.
Oder, was ja auch viel romantischer ist, direkt am landeinwärts gelegenen Etang de Leucate:




 
einfach schön: der Etang de Leucate

 



Flamingos im Dezember an einem der vielen Etangs
 

Nach einem ausgiebigen Spaziergang am breiten Strand von Leucate Plage sind unsere kleinen Vierbeiner hinreichend ausgetobt, so dass wir am späten Vormittag wieder auf die Autobahn gehen und die spanische Grenze anpeilen.

Zur Autobahn gibt's hier nach unserer Erfahrung keine sinnvolle preiswerte Alternative auf einer RN oder so. Wir haben das mehrfach probiert, sind dann aber immer wieder ebenso reumütig wie genervt auf die Autobahn zurückgekehrt.

Nach ein paar Fahrstunden haben wir den Pass und damit die spanische Grenze bei La Jonquera hinter uns und folgen bei zunehmend wärmeren Temperaturen der Autobahn bis hinter Barcelona.

            
     
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